Katharina Hohenberger: Die Wienerlied-Sängerin über ihre zweite Heimat NÖ
Katharina Hohenberger ist eine echte Wienerin. Und davon singt sie – so, wie es schon Generationen über Generationen vor ihr gemacht haben – in der Tradition des Wienerlieds. So ganz in Niederösterreich angekommen, sei dieses Musikgenre aber noch nicht, erklärt die 47-Jährige lachend.Anders als sie selbst. Seit 20 Jahren ist sie (zumindest „immer wenn es geht“) Wahl-Niederösterreicherin. In Lunz am See hat sie mit ihrer Familie ein Haus – ihr Mann, ebenfalls Musiker, hat schon als Kind seine Freizeit in dem Mostviertler Urlaubsort verbracht. Aufgetreten ist Hohenberger dort aber nur einmal. Vielleicht ist es das „Wien“ im „Wienerlied“, warum die Niederösterreicher da oft skeptisch sind.
Unter dem Begriff Schrammelmusik – unter dem das Wienerlied auch spielt – geht es womöglich leichter. Der Ursprung der berühmten Schrammelmusik, der Wiener Volksmusik, geht in die Stadtgemeinde Litschau im Waldviertel zurück. Dort lebte der Vater von Johann und Josef Schrammel, jenen Musikern, die das berühmte Schrammelquartett (anfangs zwei Geigen, Kontragitarre, Klarinette) ins Leben gerufen haben.
Und genau dort – rund um den Litschauer Herrensee – trifft sich einmal im Jahr beim „Schrammelklang Festival“ auch das „Who’s who“ der Wienerlied-Szene. Katharina Hohenberger ist dort mittlerweile Stammgast und ein Publikumsmagnet.
Sie stellt fest, dass das Interesse am Wienerlied – an Musik in der eigenen Sprache generell – wieder steigt. In Österreich und in Wien gebe es viele Möglichkeiten dafür, so zu spielen, betont Hohenberger – sogar im Rahmen des Musikpädagogikstudiums kann man sich im Wienerlied vertiefen.
Familiäre Prägung
Sie selbst hat sich darin durch ihren Vater und der wiederum durch seinen Vater vertieft. „Ich bin mit meinem Papa schon als Jugendliche auf der Bühne gestanden. Aber da haben wir noch nicht Wienerlied gemacht, sondern alles mögliche, auch Kammermusik“, erzählt die ausgebildete Schauspielerin von den Anfängen.
Irgendwann seien dem Vater dann wieder die Lieder, die der Großvater gesungen hat – „ein Schauspieler, Sänger, ein Entertainer, der hat immer eine Gaudi gemacht“ –, in den Sinn gekommen. So kam es, dass er die „Kremser Alben“ – die Bibel der Wienermusik in drei Bänden mit Liedgut ab den 1850er-Jahren – ausgegraben habe. „Wir haben zu spielen begonnen – da sind Ausdrücke und Lokale drinnen, die man heute nicht mehr kennt“, erzählt sie. Von 2007 bis 2015 hat die Sängerin dann sehr viel gemeinsam mit ihrem Vater gemacht.
Als sich der Vater von der Bühne zurückgezogen hat, hat sie selbst mit „Wiener Brut“ erfolgreich weiter gemacht. Ende des Vorjahres hat die Band ihr viertes Album „Was morgen is“ veröffentlicht. Alle Texte stammen aus ihrer Feder.
„Ich mag es, dem Publikum unangenehme Themen humoristisch verpackt hinzuknallen“, sagt sie heiter. Themen aus dem Alltag, Geschichten, über die sie stolpert. So singt Hohenberger etwa angelehnt an den Bundesbahnblues über die Herausforderungen beim Online-Ticketkauf und darüber, warum man „heutzutage mit niemandem mehr sprechen kann. Auch auf der Bank nicht. Dabei möchte ich mit Menschen in Kontakt treten“, sagt Hohenberger.
Wirtshauspläne
Ob sie kontaktfreudig ist? – „Ja. Und ich vernetze unglaublich gerne.“ Auch das sei familiär bedingt. „Bei uns zu Hause waren immer Gäste oder wir waren auf Besuch. So war das auch bei der Familie meines Mannes. Und jetzt ist auch bei uns immer was los – unser Haus in Lunz ist ein Ort, wo viele zusammenkommen“, erzählt sie. „Vielleicht machen wir irgendwann ein Wirtshaus auf“, sagt sie – nur halb im Scherz. Die jüngere der beiden musikalischen Töchter (14) könnte sie auch auf der Bühne ersetzten – „eins zu eins, sie kennt alle Texte“, meint die Sängerin. Da könne sie sogar wunderbar Dialekt sprechen, was der Nachwuchs sonst nicht tut. „Wenn Freunde von den Mädchen da sind, dann glaubst du, wir sitzen in Hamburg, so ein schönes Bundesdeutsch wird da gesprochen“, lacht sie. Und so ist sie Dialekt-Kosmopolitin irgendwo zwischen dem Mostviertlerischen und dem Wienerischen.
Niederösterreich
26. 2.: DIVAS & Neue Wiener Concert Schrammeln, Musium Reinsberg, 11 Uhr
13. 4.: Wiener Brut, Festsaal Dietmanns (bei Waidhofen/Thaya), 19.30 Uhr
Einedrahn
Hohenbergers Veranstaltungsreihe „Einedrahn“ feierte im Jänner 10-jähriges Jubiläum.
Nächster Termin: 15. 2.: Wiener Brut & Katharina Straßer, Radio Kulturhaus Wien, 19.30 Uhr
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