Die Angst vor der "Kaninchenpest" geht auch in Niederösterreich um

Ein braunes Kaninchen hält ein Schneeglöckchen im Maul.
Bestätigte Fälle im Wein- und im Industrieviertel. Für Menschen, Hunde und Katzen ist die Krankheit aber ungefährlich.
In Wien sorgt sie schon seit einigen Monaten für Verunsicherung - vor allem unter Haustierbesitzern: Die Viruserkrankung Myxomatose, umgangssprachlich "Kaninchenpest" genannt. Am Handelskai und im Bereich der Donauinsel verendeten Feldhasen und Kaninchen, wie das Veterinäramt der Stadt bestätigte.

Mutation aus Spanien

Von der Veterinärmedzinischen Universität Wien wurden mehrere getötete Tiere aus den Wiener Populationen untersucht. Eigentlich sei Myxomatose eine Kaninchenkrankheit. Seit einigen Jahren befalle sie aber auch Hasen, erklärt Angelika Auer, verantwortlich für die virologische Diagnostik an der Vetmed Wien. Es handle sich um eine Mutation aus Spanien, die heuer im Frühling in Österreich angekommen sei. Seitdem verenden auch Feldhasen an der Krankheit.
In den letzten Wochen sind nun Funde mehrerer toter Hasen im Bezirk Bruck an der Leitha gemeldet worden. Wie viele Tiere es genau sind, ist unklar, da keine behördliche Meldepflicht für die Myxomatose besteht. Nach telefonischen Anfragen zu schließen, sei aber von Fällen im gesamten Bezirk auszugehen, heißt es seitens der Bezirkshauptmannschaft.

Keine Gefahr für Menschen

Grund zur Sorge bestehe allerdings nicht. Die Myxomatose befällt ausschließlich Haus- und Wildkaninchen sowie Feldhasen. Für Menschen und alle anderen Tiere ist die "Kaninchenpest" ungefährlich. Sie wird über stechende Insekten übertragen. Typische Anzeichen für die zumeist tödliche Erkrankung sind geschwollene Augenlider, Schwellungen im Kopfbereich sowie Apathie.

Eine Behandlung erkrankter Wildtiere ist nicht möglich. Spaziergängern und Hundebesitzern werde empfohlen, in betroffenen Gebieten den Kontakt zu verendeten Tieren zu vermeiden und Hunde an der Leine zu führen. Tot aufgefundene Tiere sollen dem Jagdausübungsberechtigen gemeldet werden, der die Tiere seuchensicher entsorgt.

Ursprünglich sei die Myxomatose absichtlich aus Übersee nach Europa eingeführt worden, um eine Kaninchenplage zu bekämpfen, weiß Hans Grundner, stellvertretender Landesforstdirektor für Niederösterreich. Durch die Mutation des Virus seien nun Feldhasen betroffen. "Es gibt Fälle im Wein- und im Industrieviertel." Gefahr für die Feldhasen-Population im Land bestehe aber nicht. Einschränkungen würden sich allerdings für die Jägerschaft ergeben, da eine "jagdliche Nutzung" im heurigen Herbst vermutlich verboten werde.

Der Niederösterreichische Jagdverband ist aufmerksam. In einer Meldung an die Jägerschaft klärte man über die Krankheit auf und bat, tote Tiere an das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) zur Analyse zu senden. So soll herausgefunden werden, wie es um die Bestände steht und ob die Hasen „immunologisch Abwehrmechanismen entwickeln“, wie Michael Oberbichler, Sprecher des Jagdverbandes, mitteilt.

Forschungsprojekt geplant

Jägern wird empfohlen, betroffene Reviere ohne ihre Hunde zu durchstreifen. "Ebenso sollte kein Schleppwild in diesen Revieren eingesetzt oder daraus verbracht werden." Jagdverband und FIWI entwickeln ein Forschungsprojekt zur Verbreitung der Myxomatose in Niederösterreich und zur möglichen Immunologie des Feldhasen.

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