Tote Kaninchen in Wien: Warum jetzt auch Feldhasen betroffen sind

Infizierte Feldhasen gefunden (Symbolbild)
Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Kaninchen am Handelskai und im Bereich der Donauinsel erkrankt sind. Die Kaninchenpest, wie die Viruserkrankung Myxomatose umgangssprachlich bezeichnet wird, grassiert in der Population und soll bereits über 100 Tiere getötet haben, berichtete das Veterinäramt am Montag.

Ein Feldhase mit von Myxomatose hervorgerufenen typischen Schwellungen.
Nicht viel länger, etwa seit einer Woche, weiß auch Angelika Auer, verantwortlich für die virologische Diagnostik an der Vetmed Wien, über die Ausbreitung der Krankheit in Wien Bescheid. Zwei bis drei Kaninchen aus den Wiener Populationen habe man an der Uni seitdem untersucht, sagt sie.
Mehr Hasen als Kaninchen
Deutlich häufiger seien in letzter Zeit aber Hasen auf dem Untersuchungstisch gelandet. Konkreter: Feldhasen vom Rande Wiens und aus Niederösterreich. Seit etwa drei Monaten breitet sich die Krankheit nämlich auch in diesem Bereich aus. Eigentlich ist Myxomatose eine Kaninchenkrankheit. „Seit einigen Jahren befällt die Krankheit aber auch Hasen. Dabei handelt es sich um eine Mutation, aus Spanien, die heuer im Frühling bei uns angekommen ist“, sagt Auer. Seitdem verenden auch hier Feldhasen an der Krankheit.
Dem Niederösterreichischen Jagdverband ist das bewusst, eine Meldung an die Jägerschaft ist kürzlich ergangen. Darin klärt der Jagdverband über die Krankheit auf und bittet, tote Tier an das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) zur Analyse zu senden. Damit soll herausgefunden werden, wie es um die Bestände steht und ob die Hasen „immunologisch Abwehrmechanismen entwickeln“, sagt Michael Oberbichler, Sprecher des Jagdverbandes. Betroffen seien derzeit jedenfalls Populationen in Hollabrunn, Korneuburg, Tulln und im Raum Wien. „Zwar nicht flächendeckend, aber in mehreren Gebieten“, sagt Oberbichler. Meist handle es sich noch um Einzelfälle, Grund zur Panik gebe es vorerst also nicht.
Vorsicht sei aber dennoch geboten, deshalb auch die Mitteilung an die Jägerschaft. Konkrete Maßnahmen – bis auf die Bitte zur Einsendung der erkrankten Tiere – sollen erst vereinbart werden, wenn die Untersuchungsergebnisse feststehen. Vor der Herbstbejagung, die regulär am 1. Oktober beginnt, soll jedenfalls eine Bestandszählung durchgeführt werden.
Auf den Herbst hoffen
Viel mehr könne man derzeit sowieso nicht machen, bestätigen auch das Veterinäramt Wien und Angelika Auer von der Vetmed. Man könne nur auf den Herbst hoffen. Übertragen wird Myxomatose nämlich nicht nur im direkten Kontakt, sondern auch über Stechmücken und Zecken. Deren Anzahl nimmt bei kälteren Temperaturen ab. „Zudem ist davon auszugehen, dass Tiere, die die Krankheit einmal überlebt haben, eine belastbare Immunität haben“, sagt Auer. Wie viele Generationen diese anhält, ist aber fraglich – Kaninchen vermehren sich schnell.
Bis zum Herbst heißt es aber abwarten und weiter untersuchen. Tote Tiere sollen in Wien an ebswien Kläranlage & Tierservice unter +43 1 7676 176 gemeldet werden. Je nach Anzahl der Meldungen rücken die Mitarbeiter derzeit täglich aus, um die Tiere abzuholen, heißt es. Anfassen sollte man die Tiere nicht. Myxomatose ist für den Menschen zwar nicht gefährlich, die Tiere könnten aber auch andere Krankheiten haben.
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