Ende einer Ära: Warum St. Pöltens letzter Würstelstand schließen muss

Eine Frau steht vor einem Würstelstand
Aus nach fast 26 Jahren. Betreiberin Daniela Pottendorfer ist sauer auf die Behörde, das Rathaus reagiert.

Montagvormittag in der Herrengasse, an der Ecke zur Domgasse in St. Pölten. Die Sonne scheint, es herrscht noch T-Shirt-Wetter, beim Würstelstand von Daniela Pottendorfer haben sich die ersten Gäste eingefunden. Manche trinken Kaffee, für andere darf es schon der erste Schluck Bier sein.

Pottendorfer, die früher das Gasthaus s’Zimmer am Rathausplatz führte, könnte also zufrieden sein – doch die Stimmung ist im Keller. "Am 10. September sperre ich zu. Ich habe keine Genehmigung mehr erhalten", erzählt sie im Gespräch mit dem KURIER.

"Tradition geht verloren"

Dabei war sie im Dezember des Vorjahres noch mit so viel Elan in ihr neues Projekt gestartet. Doch der bunte Imbissstand mit ein paar Sitzplätzen und Stehtischen gehört bald der Vergangenheit an – und so schließt nach 26 Jahren der letzte "echte" Würstelstand in St. Pölten. "Damit geht auch eine Tradition verloren", ist sich Pottendorfer sicher.

Die Gastronomin erzählt, dass es von Anfang an nicht leicht gewesen sei; es habe immer wieder Zores mit dem Magistrat gegeben. Einmal, so Pottendorfer, habe es Ärger gegeben, weil die Behörde der Meinung war, dass aufgrund der Stehtische die Feuerwehr nicht durchfahren könne. "Die beiden Tische lassen sich mit einer Hand zur Seite schieben", sagt sie und schüttelt den Kopf.

Dann ging es plötzlich um das Thema Denkmalschutz. Der Grund: Gleich hinter dem Würstelstand befindet sich das Sparkassengebäude, ein gelb leuchtendes Haus mit viel Geschichte. 

"Mir wurde gesagt, dass ich den Stand durchsichtig machen muss, damit man die Fassade sieht." Also entwarf Pottendorfer Pläne für einen Umbau mit viel Glas. "Das hat mich 6.000 Euro gekostet – den Plan kann ich jetzt in die Tonne werfen."

Verfahren läuft noch

Im Rathaus konnte man zu Details in dieser Causa keine Stellung nehmen. "Wir bitten um Verständnis. Es gibt noch ein behördlich laufendes Verfahren", betont ein Sprecher. 

Er fügt aber hinzu, dass mit der Betreiberin Gespräche geführt worden seien. Zudem würde es, heißt es aus dem Rathaus, noch weitere Imbissstände im Stadtgebiet geben, "an denen auch Würste kredenzt werden".

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