Kaiser-Steg demontiert, Angst um Schloss
Der Eiserne Steg im Osten des Bahnhofs Amstetten, den einst schon der Kaiser im Zug mehrfach passiert hat, und der sogar dem Bombardement im Zweiten Weltkriegs standhielt, musste nun der Modernisierung des Bahnhofs weichen.
Ein mächtiger Autokran hob die in zwei Teile zerschnittene Brücke, jeweils über 20 Tonnen schwer, in zwei Nächten zur Seite. Eine Millimeterarbeit. Die Westbahngleise wurden zwar für Züge gesperrt, doch die Oberleitungen waren nur knapp unter den Stahltraversen gespannt.
Wehmut
Wenige Schaulustige verfolgten das Spektakel zur frühen Morgenstunde. Bei ihnen herrschte Wehmut über den Verlust des optischen Aufputzes. Eine Welle der Entrüstung über die Demontage der praktischen Fußgängerquerung zwischen den Stadtteilen blieb im Rathaus aber aus, bestätigte Stadtamtsdirektorin Beatrix Lehner. Murren habe es vor vier Jahren gegeben, als die Stadt in den Verhandlungen mit den ÖBB auf den K.u.K-Steg aus 1908 verzichtete. Im 100 Millionen Euro schweren Bahnhofsumbau handelte sich Amstetten stattdessen eine Rad- und Gehspur auf der ebenfalls neu errichteten benachbarten Reichsbrücke (Name aus der K.u.K-Zeit, Anm.d. Red.) aus. Regelmäßige Nutzer des Eisenstegs müssen nun gut 300 Meter Umweg in Kauf nehmen. Die Stadt selbst steuert in Infrastrukturprojekte beim aktuellen Bahnhofsumbau drei Millionen Euro bei. Die noch weiter im Osten neu gebaute MüGu-Brücke, ebenfalls mit Bikerspur, erntet aber viel Kritik, weil die Zufahrtsstraßen extrem schmal sind.
Schloss Edla
Ein anderes Projekt mit historischem Hintergrund bringen Amstettens Grüne ins Spiel. Verkaufsgerüchte um das im Dornröschenschlaf schlummernde Schloss Edla unweit des Zentrums beflügeln sie zu einem Antrag im Gemeinderat. „Wir beantragen, dass eine sinnvolle Nutzung des Schlosses, eventuell als Standort fürs Stadtarchiv, angestrebt wird. Der Edla-Park soll für Durchzugsverkehr gesperrt bleiben“, sagt Grüngemeinderat Thomas Huber. Stadtamtschefin Lehner beruhigt: „Verkaufsabsichten sind mir nicht bekannt. Wir werden Nutzungsvarianten erarbeiten.“
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