Junge Liebe erblühte im Seniorenheim

Junge Liebe erblühte im Seniorenheim
Ungewöhnlich, aber rührend: Im Pflegeheim Mödling wurde heuer geheiratet. Der Bräutigam ist 90, die Braut 78 Jahre alt.

Ich hätte mir nie gedacht, dass ich mich noch einmal verlieben werde, aber manchmal passieren eben kleine Wunder", sagt Edith Bauer und lächelt ihren Hermann an. Dass die beiden miteinander glücklich sind, ist unschwer zu erkennen. Kein Wunder bei frisch Vermählten, doch Edith Bauer und Hermann Pautsch sind ein außergewöhnliches Brautpaar. Die beiden sind 90 und 78 Jahre alt, haben sich im Altersheim kennen gelernt und dort geheiratet.

Seit vier Jahren wohnt der heute 90-jährige Hermann Pautsch im Landespflegeheim Mödling, seit zwei Jahren die 78-jährige Edith Bauer. "Herr Pautsch kam mit wenig Lebensfreude und Motivation zu uns. Doch das hat sich geändert", freut sich Birgit Posch, die stellvertretende Direktorin. Was der Bräutigam nur bestätigen kann: "Ich hätte nicht damit gerechnet, aber alleine ist es fad. Wir verstehen uns eben sehr gut", sagt Hermann Pautsch und schmunzelt.

Sympathisch habe man sich gleich auf den ersten Blick gefunden. Näher kennen gelernt haben sich die beiden dann bei Spaziergängen: "Wir haben über alles mögliche geplaudert, Witze gemacht und viel gelacht", erzählt Edith Bauer. Und man hat sich ineinander verliebt. Was in der Umgebung mit Erstaunen registriert wurde. "Alle haben sich gewundert und es gab genug Scherze über uns. Aber wir haben gar nicht darauf gehört, was die Leute sagen. Das interessiert uns nicht. Und später haben sich dann alle für uns gefreut", erzählt das Paar.

Dann rückte der 90. Geburtstag von Hermann Pautsch immer näher und sein großer Wunsch war, dass ihn seine Edith an seinem großen Tag heiratet. "Es war ein ganz lieber Antrag und ich habe nicht lange nachgedacht, sondern Ja gesagt", lacht sie.

In der Direktion war man mehr als überrascht, als man mit dem Hochzeitswunsch konfrontiert wurde. "Es kommt schon mal vor, dass sich Heimbewohner anfreunden, aber eine Hochzeit hatten wir noch nie. Die beiden wollten alles so haben, wie es sich gehört und wir haben die Organisation in die Hand genommen", sagt Posch. Alles ging Schlag auf Schlag. Zuerst zog man in ein gemeinsames Zimmer, dann wurden beim Juwelier die Trauringe ausgewählt. Direktor Gerhard Reisner machte den Trauzeugen, aus Perchtoldsdorf reiste Diakon Josef Fellner an und in der Kapelle wurde schließlich ganz feierlich "Ja" gesagt. "Es war einfach nur wunderschön", erinnert sich Edith Bauer. Mitarbeiter des Heims sorgten für die Agape und als Geschenk gab es eine Hochzeitsreise auf die Burg Perchtoldsdorf.

Die Bilder von der Hochzeitsfeier schauen sie immer wieder gerne an: "Wir sind glücklich miteinander. Streit gibt es bei uns nicht. Und es ist nie zu spät, sich zu verlieben. Ich kann das nur jedem empfehlen", sagt Edith Bauer und lächelt wieder.

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