Jugendliche immer höher verschuldet
Die Fälle, in denen Menschen durch Schulden in massive Probleme geraten, werden in Niederösterreich weiter mehr. Die Bilanz der nö. Schuldnerberatung für das vergangene Jahr zeigt außerdem, dass die Höhe der Verbindlichkeiten, vor allem bei Jungen, weiter ansteigt. Bei den Klienten der Schuldnerberater ist die Durchschnittshöhe der finanziellen Verpflichtungen im Vorjahr von 101.000 Euro auf 103.000 angewachsen. Die höchsten Schulden eines Privaten betrugen übrigens 7,8 Millionen Euro.
Die Zahl der Hilfesuchenden in den fünf in NÖ verteilten Beratungsstellen ist 2019 um 100 auf 4.400 angestiegen. Angesichts der oft dramatischen Situation kommt bei der Service-Institution trotz des diesjährigen 30. Bestandsjahr aber keine Feierstimmung auf.
Für Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, ÖVP, geht es „um eine wichtige Hilfe zur Selbsthilfe und zur Rückkehr zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit“. Gut sei, dass die Zahl der Beratungssuchenden gestiegen ist, aber auch die Folgegespräche haben auf 8.057 zugelegt, sagt sie. Damit bleiben diese Leute im Sanierungsprozess.
Die Hauptgruppe der Schuldner stellt die Altersgruppe zwischen 36 und 50 Jahren. Weil aber in der Gruppe der Jugendlichen die Durchschnittsschulden um zwei Prozent auf 26.800 Euro gestiegen sind, rückt diese Problematik in NÖ besonders in den Fokus. Bei jungen Klienten sei das Wissen im Umgang mit Geld „katastrophal“, berichtete Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung. Die Trendwende hin zu jüngeren Schuldnern bereite Sorgen. Bei Jungen sind Konsumschulden und Arbeitslosigkeit die Hauptgründe für das Minus am Konto.
Jugendcoaches
Tolle Ratenangebote, die gleich bei mehreren Anschaffungen genutzt werden, oder auch Online-Kredite, stecken oft hinter den Dramen, schilderte Lackenberger. Teschl-Hofmeister will deshalb die Jugendberater in den Gemeinden und Jugendcoaches verstärkt zur Aufklärung einsetzen.
Als zunehmend mit hohen Verbindlichkeiten konfrontierte Gruppe ortete Landesrätin Königsberger-Ludwig, SPÖ, Menschen über 56 Jahren. Jobverlust im Alter bei Beibehaltung des Lebensstandards führe ins Dilemma. Als Zeichen für Altersarmut wertet sie auch, dass zehn Prozent der Klienten der Schuldnerberatung Pensionisten sind. Dramatische Auswirkungen hätten auch Schulden auf die Gesundheit der Betroffenen. Jeder Siebente sei deshalb nicht fähig ein Regulierungsverfahren zu starten.
Fakten
Hauptgründe für Schulden: Jobverlust 37,33 Prozent; Gescheiterte Selbstständigkeit 25,36 %; Scheidung/Trennung 20,9%; Konsumverhalten 19,26 %.
Die Schuldnerberatung arbeitet mit 23 Beratern an fünf Standorten, die 2019 4.393 Personen betreut haben. Die Zahl der Erstkontakte lag im Vorjahr bei 2.804
18 Jahre war der jüngste Klient bei einer Beratung, die beiden ältesten Beratungssuchenden waren 87 Jahre. Die niedrigste Verschuldung betrug 1.100 Euro, die höchste hingegen 7,8 Millionen Euro.
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