„Irgendwann passiert etwas“
Wir kommen aktuell noch über die Runden, aber lange halten wir das nicht mehr durch.“ Bezirksärztevertreter und Primar Andreas Gold findet klare Worte für die Situation im Krankenhaus Waidhofen an der Thaya.
17 Turnusplätze kann das Krankenhaus anbieten – nur vier von ihnen sind derzeit besetzt. Im vergangenen halben Jahr haben die restlichen 13 Turnusärzte ihre Ausbildung im Krankenhaus beendet; seitdem hat es keinen Jungarzt mehr in das Krankenhaus im Waldviertel verschlagen. Mittlerweile bleibt der Papierkram liegen, die Krankenschwestern nehmen Blut ab, die Assistenzärzte übernehmen Arbeiten der Turnusärzte, die Oberärzte erledigen Aufgaben der Assistenzärzte.
„Wir sind alle sehr bemüht. Aber die nächsten drei Turnusärzte sind auch in ein paar Monaten fertig“, warnen Ärzte aus dem Spital, die aus Angst vor Konsequenzen unerkannt bleiben möchten. „Wir müssen alle schneller arbeiten, wir haben großen Zeitdruck und viel zu wenig Leute.“
Warteliste
Die Ärzte in Waidhofen an der Thaya haben sich an die NÖ Landeskliniken Holding gewandt. Man wollte die auszubildenden Ärzte, die in den großen niederösterreichischen Krankenhäusern – etwa St. Pölten oder Wiener Neustadt – auf ihren Turnusplatz warten müssen, persönlich kontaktieren, um möglicherweise doch den einen oder anderen für den Turnus in Waidhofen zu begeistern. „Wir hatten keine Chance auf die Liste oder Namen von denen, die auf ihren Turnus warten“, sagt Gold. „Keiner macht was“, sagen die, die unerkannt bleiben möchten, „aber das geht zu Lasten der Patienten.“
Privatautonomie
Warum die Warteliste dem Krankenhaus Waidhofen an der Thaya nicht zur Verfügung gestellt wird, kann auch beim Krankenanstaltenbetreiber niemand beantworten. Andreas Reifschneider, Waldviertel-Regionalmanager der Holding, vermutet, dass die Zahl derer, die auf Wartelisten stehen, „gegen Null“ geht. Genaue Zahlen sind nicht zu bekommen. Noch vor drei Monaten war aus einem eMail der Holding zumindest so viel zu erfahren, „dass die Wartezeiten im Most- und Waldviertel am kürzesten sind.“ Aber auch damals: keine Zahlen. Reifschneider: „Wo die Jungärzte ihren Turnus absolvieren wollen, liegt in deren Privatautonomie.“
Ohnehin, so der Regionalmanager, habe man gerade für das Krankenhaus in Waidhofen schon viel gemacht: Es wurde Pflegepersonal aufgestockt, zusätzliche Facharztstellen geschaffen und fertig ausgebildete Allgemeinmediziner aufgenommen. Das erkennen die Ärzte im Waidhofner Krankenhaus auch an, nur fehle es trotzdem an Turnusärzten.
„Noch können wir die Qualität halten“, sagen die Ärzte. „Aber wie lange noch? Irgendwann gibt es eine Fehlerquelle und dann passiert einmal was.“
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