Iran-Connection von MedAustron wird nach Jahren zum Aufreger

46-180469530
Die Kooperation des Wiener Neustädter Krebsbehandlungs- und Forschungszentrums mit einem iranischen Unternehmen wird zum Thema im Landtag.

Die Iran-Verbindung des Krebsbehandlungs- und Forschungszentrums MedAustron in Wiener Neustadt wird plötzlich zum politischen Zankapfel. Nachdem der Standard in einem Bericht die iranischen Hintermänner der 2017 geschlossenen Kooperation in die Nähe des iranischen Atomwaffenprogrammes rückt, verlangen die Neos in einer Anfrage an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Aufklärung.

Spatenstichfeier Ion Therapy of Iran, Teheran 2017

Die Delegation von MedAustron mit Bgm. Klaus Schneeberger 2017 bei der Spatenstichfeier im Iran

Wie vom KURIER berichtete, war eine MedAustron-Delegation um Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger 2017 beim Spatenstich nahe Teheran. Im Rahmen eines Kooperationsvertrages wurde damals beschlossen, dass MedAustron das Know-how zum Bau eines ähnlichen Projekts im persischen Raum liefert.

MedAustron übernahm damals das Projektmanagement und sollte die Herstellung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der Ionentherapieanlage samt zugehöriger Medizintechnik verantworten. "Gegenstand der Zusammenarbeit von MedAustron mit der Firma Energy Novin ist die Errichtung eines Krebsbehandlungszentrums im Iran nach Vorbild der Anlage in Wiener Neustadt", heißt es von Seiten MedAustron. Die Gebäudeplanung bzw. -errichtung inkl. technischer Gebäudeausrüstung liege wiederum in der Verantwortung von Energy Novin.

Irans damaliger Vizepräsident Ali Akbar Salehi war unter anderem die treibende Kraft des Therapiezentrums.

Sanktionen der USA und der EU

Weil Salehi bis 2021 aber auch Leiter des Atomprogramms der Iranischen Atomenergieorganisation (AEOI) war, orten die Neos nun „brisante Verstrickungen“. AEOI und auch Salehi stehen unter den Sanktionen der USA. Auch die EU hat wegen der Menschenrechtslage die Sanktionen gegen den Iran 2022 verschärft.

„Ein Unternehmen des Landes NÖ, das mit modernster Ionentherapie arbeitet, könnte mit dem höchst umstrittenen iranischen Atomprogramm kooperieren – das ist mehr als erklärungsbedürftig“, sagt Helmut Hofer-Gruber von den Neos.

Projekt pausiert

Das Projekt im Iran ist noch lange nicht fertiggestellt. "Das Gebäude wurde bereits errichtet, bis vor kurzem wurde auch an der Installation der Komponenten der Beschleunigeranlage gearbeitet. Derzeit ist das Projekt pausiert", hieß es am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme von MedAustron. Internationale Kooperationen und Wissenstransfer seien immer die Ziele von MedAustron gewesen, heißt es dazu in Wiener Neustadt.

Kooperation bringt Geld

Beim Land NÖ, dass über eine Tochtergesellschaft Eigentümer von MedAustron ist, kann man die "künstliche Aufregung" nicht nachvollziehen. Steuergeld werde für solche Projekte jedenfalls keines verwendet.

Stattdessen werden durch derartige Kooperation und dem Verkauf von Know-how finanzielle Mittel erwirtschaftet, die wiederum in den Ausbau und die Weiterentwicklung des Krebszentrums investiert werden, heißt es dazu.

Ionentherapie rettet Leben

Über 3.000 Patienten, etwa 500 davon im Kindesalter, wurden bisher bei MedAustron in Wiener Neustadt mit Protonen oder Kohlenstoffionen bestrahlt und den meisten damit das Leben gerettet. Das Therapiezentrum ist das einzige in Österreich für diese besondere Art der Strahlentherapie und eines von nur sechs Instituten weltweit.

46-212148214

Mit dem System "Mateo" wird Augenkrebs mit Protonen bestrahlt

Neue Methode gegen Augenkrebs

Etwa 80 Prozent der Patienten bei MedAustron stammen aus Österreich, der Rest werde aus dem Ausland zugewiesen. Mit 500 Patienten jährlich finde man nicht mehr das Auslangen. Der Bedarf wird bald über 1.000 Patienten jährlich liegen.

Einen medizinischen Durchbruch konnte das Zentrum im vergangenen Herbst feiern. Mit dem Behandlungssystem "Mateo“ hat man den ersten Patienten mit Augenkrebs (Aderhautmelanom) erfolgreich mit Protonen bestrahlt. Die moderne Behandlung verhindert, dass Patienten durch operative Eingriffe ihr Augenlicht oder gar das gesamte Sehorgan verlieren.

Kommentare