MedAustron: In Lichtgeschwindigkeit gegen Krebs und für die Forschung

Besuch von Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner bei MedAustron 2025
Teilchenbeschleuniger in Wiener Neustadt heilt nicht nur schwer kranke Tumorpatienten. Den Strahl nutzen auch führende Wissenschafter für ihre Forschung.

In Österreich erkranken jährlich etwa 40.000 Menschen an Krebs. Für viele von ihnen ist das Krebsbehandlungs- und Forschungszentrum MedAustron in Wiener Neustadt so etwas wie der letzte Hoffnungsschimmer.

Über 3.000 Patienten, etwa 500 davon im Kindesalter, wurden bisher bei MedAustron mit Protonen oder Kohlenstoffionen bestrahlt und den meisten damit das Leben gerettet. Das Therapiezentrum ist das einzige in Österreich für diese besondere Art der Strahlentherapie und eines von nur sechs Instituten weltweit.

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Über 3.000 Patienten wurden bereits bei MedAustron bestrahlt

Forschung auf höchstem Niveau

Weil das Krebszentrum seit 2016 aber auch ein bedeutender Standort für innovative Forschungsprojekte in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen ist, informierte sich Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) bei einem Besuch über die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen MedAustron und nationalen sowie internationalen Forschungseinrichtungen.

Das Zentrum verfügt über einen einzigartigen Teilchenbeschleuniger, der unterschiedliche Strahlung für Forschungszwecke bereitstellt. Ergänzt wird diese Infrastruktur durch modern ausgestattete Labore, die interdisziplinäre Forschungsprojekte in Bereichen wie Strahlenbiologie, Medizinphysik und Weltraumforschung ermöglichen. 

Seit fast einem Jahrzehnt arbeiten heimische Hochschulen wie die TU Wien, die FH Wiener Neustadt oder die MedUni Wien mit dem Zentrum zusammen. Möglich wird das durch eine Kooperationsvereinbarung mit dem Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung. Holzleitner zeigte sich in den MedAustron-Laboren beeindruckt: "Hier zeigt sich, was passiert, wenn wir Infrastruktur mit Expertise verbinden. Forschung wird greifbar – und vor allem: chancengleich.“

Thomas Schreiner ist der Koordinator der nichtklinischen Forschung bei MedAustron. Wie er erklärt, arbeite man seit fast zehn Jahren erfolgreich mit österreichischen und internationalen Partnern zusammen.

Strahlzeit des Teilchenbeschleunigers

"Durch die Kooperation mit dem Bundesministerium konnten wir seit 2016 über 6.400 Stunden Strahlzeit für Forschungszwecke nutzen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse spiegeln sich in mehr als 160 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften sowie in über 150 abgeschlossenen akademischen Arbeiten wider“, sagt Schreiner.

Das aktuelle Forschungsprogramm für die Jahre 2025 bis 2027 konzentriert sich auf die Bereiche angewandte Teilchen- und Medizinphysik, technische Innovationen, klinische Anwendungen, Biophysik sowie molekulare Strahlenbiologie und Beschleunigerphysik. Zudem bietet das Zentrum Studierenden praktische Einblicke in den Umgang mit Teilchenstrahlen.

"Die Realisierung von MedAustron war eine gemeinsame Anstrengung des Bundes, des Landes Niederösterreich und der Stadt Wiener Neustadt. Unser Ziel ist es, diese Erfolgsgeschichte auch in Zukunft fortzuschreiben“, so Landtagsabgeordneter Franz Dinhobl (ÖVP).

Die Geschäftsführer Alfred Zens und Professor Eugen B. Hug unterstreichen das Alleinstellungsmerkmal des Zentrums: "Wir bieten nicht nur eine hochmoderne Krebsbehandlung an, sondern sind auch offen für Querschnittsforschung – von der Medizintechnik bis zur Astrophysik.“

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Bestrahlung von Augenkrebs mit Hilfe des Systems "Mateo"

Neue Methode gegen Augenkrebs

Etwa 80 Prozent der Patienten bei MedAustron stammen aus Österreich, der Rest werde aus dem Ausland zugewiesen. Mit 500 Patienten jährlich finde man nicht mehr das Auslangen. Laut Eugen B. Hug wird der Bedarf bald über 1.000 Patienten jährlich sein.

Einen medizinischen Durchbruch konnte das Zentrum im vergangenen Herbst feiern. Mit dem Behandlungssystem "Mateo“ hat man den ersten Patienten mit Augenkrebs (Aderhautmelanom) erfolgreich mit Protonen bestrahlt. Die moderne Behandlung verhindert, dass Patienten durch operative Eingriffe ihr Augenlicht oder gar das gesamte Sehorgan verlieren.

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