Integration über die Frühförderung von Kindern

Integration über die Frühförderung von Kindern
Unterwegs mit einer Hausbesucherin des Vereins "menschen.leben".

Lob von der Kindergärtnerin für die sprachlichen Fortschritte eines Kindes, eine problemlose Schuleinschreibung, ein reibungsloser Amtsbesuch. Scheinbar Kleinigkeiten, nicht aber für viele Familien mit Migrationshintergrund. Es sind kleine Erfolge wie diese, die Sibel Cetinkaya vom Verein "menschen.leben" in ihrer Arbeit bestätigen.

Cetinkaya macht Hausbesuche im Rahmen des Projekts "HIPPY", kurz für "Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters". Mütter werden bei der Frühförderung ihrer Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren unterstützt. "Ich besuche sie eine Stunde, erkläre die Lernmaterialien und sie üben täglich 20 Minuten mit den Kindern",erklärt Cetinkaya während eines Besuchs, zu dem sie der KURIER begleitete.

Hausbesucherinnen und Mütter kommen aus dem gleichen Kulturkreis – um Schwellenängste zu vermeiden. Derzeit nehmen in Niederösterreich 54 mehrheitlich türkische Familien an dem Programm teil, alleine 27 in Wiener Neustadt.

Dabei geht es nicht um bloßen Deutschunterricht; Motorik und Erinnerungsvermögen werden ebenso gefördert wie soziale Kompetenz. Die Übungen sind für Kinder gemacht – ganz unabhängig von der Herkunft.

Für Stephanie Krauck von "menschen.leben" sind sie dennoch besonders als Instrument zur Integration geeignet. Kinder, die zuhause kaum Deutsch hören, lernen über die Übungen, "letztlich greift das dann in der ganzen Familie. Geschwister werden animiert und auch die Fähigkeiten der Eltern verbessern sich."

Das bestätigt Necla Acikel, die einen Sohn im Kindergartenalter hat: "Ich habe gemerkt, wie durch die Zeit zuhause mein Deutsch schwächer geworden ist." Durch die Übungen mit dem Kind wurde dieser Prozess umgekehrt. Ein erwünschter Nebeneffekt des Programms: Die Frauen sollen Vertrauen in ihre Sprachkenntnisse bekommen, um leichter am öffentlichen Leben teilzunehmen. Wie Acikel, die mittlerweile eine Doppelrolle im Programm hat: Als Besuchte bekommt sie von Cetinkaya neue Übungen erklärt, als Besuchte gibt sie ihr Wissen an andere Mütter weiter.

Verein und Projekt

Der Verein "menschen.leben" kümmert sich seit 2006 um Asylwerber, Migranten sowie um Jugendliche und Frauen mit diversen Problemen. Er betreibt etwa das Beratungs-, Lern- und Trainingszentrum "BLITZ" in Baden, die "Herberge Baden", eine Betreuungseinrichtung für Unterstandslose und ist auch mit mobiler Jugendarbeit und Deutschkursen für Asylwerber aktiv. Das Programm "HIPPY" (Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters) betreut in aufsuchender Elternarbeit Familien mit dem Ziel der frühen innerfamiliären Förderung von drei- bis siebenjährigen Kindern.

www.menschen-leben.at

www.hippy.at

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