Immo-Markt mit Höhen und Tiefen

Bernhard Reikersdorfer , Geschäftsführer Remax Austria
Nirgends wurde so viel gehandelt wie in NÖ, Speckgürtel um Wien wächst

Ein Land mit enormer Dynamik, aber auch großen Spannungen. Die Analyse aller 2012 in Niederösterreich grundbücherlich erfassten Immobilien-Verkäufe zeigt nicht nur im österreichweiten Vergleich, sondern auch innerhalb des Landes Extremwerte auf.

Die Exklusivdaten der Immobilienkette RE/MAX erfasst jeden im Grundbuch notierten Kaufvertrag und erlaubt Analysen bis ins kleinste Dorf. Grundsätzlich hat der Boom, Geld in Immobilien zu investieren, 2012 wieder etwas zugenommen, Häuser und Grundstücke waren mehr gefragt, berichtet RE/MAX-Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer. Eigentumswohnungen seien zwar begehrt, doch schon seltener zu haben und auf einem hohen Preisniveau.

Bundesspitze

Im Ranking der Bundesländer ist NÖ mehrfach vorne dabei. Wurden österreichweit 93.038 Immobilien verkauft, hält NÖ mit 20.984 den ersten Platz. Die gehandelten Häuser, Gründe usw. waren 2,64 Milliarden Euro wert (Ö: 17, 5 Mrd.), da liegt NÖ hinter Wien (5,13 Mrd. €) auf Platz zwei. Zwar bezeichnen die Makler NÖ als klassische Einfamilienhaus-Land, dennoch wurden hier 4095 Wohnungen verkauft – wieder Zweiter hinter Wien. Dabei fällt NÖ auch negativ auf: In Gmünd und Horn waren mit 33.134 € und 46.204 Euro Österreichs billigste Wohnungen zu haben.

Der Preis ist heiß: Der Bundesschnitt pro Wohnung lag bei 146.903 €, der NÖ-Schnitt bei 110,558 €. Spitze sind die Vorarlberger mit 184.550 €. Billig gibt es im Vergleich der Landeshauptstädte St. Pölten: Dort waren 2012 mit einem Schnitt von 78.418 € die drittbilligsten Wohnungen zu ergattern.

Natürlich nennt der Immo-Spiegel auch die NÖ-Nobelregionen. Im Speckgürtel um Wien kosteten Wohnungen in Mödling mit 167.855 € bereits mehr wie im Wien-Schnitt, Wien-Umbebung (Klosterneuburg, Purkersdorf) lag knapp darunter.

Knappe Ressourcen und Höchstpreise lassen den Speckgürtel wachsen. Und aufgrund der guten neuen Verkehrsverbindungen boomen nun die Bezirke Gänserndorf und Mistelbach. „Nirgendwo in NÖ gab es mehr Grundstückskäufe als hier“, berichtet Reikersdorfer. Konkret: In Gänserndorf gingen 683 Gründe und 311 Häuser, in Mistelbach 627/231 über den Ladentisch.

Beratung

Bei solchen Siedler-Schüben werden die NÖ-Raumordnugsexperten auf den Plan gerufen. „Wir beraten die Gemeinden an der A 5 und S 1 bereits wegen dieses Booms“, berichtet NÖ-Raumordnungschefin Ilse Wollansky. „Gute Gründe in der Nähe von Bezirkszentren stehen aber im ganzen Land hoch im Kurs“, erklärt Reikersdorfer. In peripheren Lagen im Wald- oder Mostviertel liegen die Preise dagegen im Keller. Bauzwänge auf neu gewidmeten Gründen seien ein probates Mittel der Gemeinden, dass Häuselbauer auch leistbare Gründe ergattern.

„Für den durchschnittlichen Österreicher ist der Bezirk Gänserndorf eben noch leistbar. Unsere Kunden stammen meist aus Wien und verlassen die Bezirke Favoriten, Simmering, Meidling, Fünfhaus, Penzing und Ottakring“, erzählt Harald Raffelsberger, Immobilienexperte aus Gänserndorf.

Begehrt sind Häuser, Reihenhäuser, Bauplätze und Wohnungen in Schnellbahnnähe, also in Gänserndorf, Strasshof und Deutsch-Wagram. Ein Hotspot ist aber auch Groß-Enzersdorf, das von seiner immer besseren Anbindung an Wien profitiert. Raffelsberger: „Wer weniger Geld hat, kauft halt Objekte etwas abseits von den großen Verkehrsadern.“

Aber sowohl Verkäufer als auch Käufer nehmen laut Raffelsberger vermehrt die Dienste der Makler in Anspruch, da sie über die ortsüblichen Preise, die vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten, Bauvorschriften, Widmungen, die obligaten Energieausweise und die unter Umständen anfallende Immobiliensteuer umfassend Auskunft geben können. An die 50 Häuser und Liegenschaften hat er derzeit im Angebot.

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