Im Nonseum macht Unsinn Sinn
Ob Notenständer für Singvögel, halb automatische Nasenbohrer, alphabetische Kalender, Einzelsockensammlung oder aufschnallbarer Bizeps – im Nonseum in Herrnbaumgarten im Bezirk Mistelbach findet man alles, was man so braucht – oder eben nicht. Es ist ein Museum für skurrile Dinge und Erfindungen, das vom „Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen“ geführt wird.
Seit 1994 gibt es das Nonseum, das sich ständig erweitert, weil es so viele Dinge gibt, die kein Mensch braucht. Die Idee dafür entstand am Wirtshaustisch: „Dort gab es ein Aha-Erlebnis. Wir haben eine Kellnerin beobachtet, wie sie ein Tischtuch umgedreht hat, um es nochmals zu verwenden. Wir haben dann gesagt, praktischer wäre ein würfelförmiges Tischtuch, das könne man sechsmal verwenden. Dann kam die Idee, Dinge zu erfinden, die kein Mensch brauchen kann“, erzählt Fritz Gall, Vereinsobmann, Ideengeber und Cheferfinder von Nonsens schmunzelnd.
Verrückt
Aber nicht alle waren von der Idee begeistert: „Wir haben das in der Gemeinde kundgetan, wobei die Herrnbaumgartner dazumal noch sehr skeptisch waren. Der damalige Bürgermeister hat gesagt: Bitte Burschen, tuts mir das nicht an, ihr bringts mir die Ortschaft in Verruf“. In Verruf geraten ist der Weinviertler Ort nicht, er hat ganz im Gegenteil ein Stückchen Berühmtheit erlangt. Fritz Gall war unter anderem bei Stefan Raabs Show „TV total“ zu Gast. „Wir sind ja nicht verrückt, wir verrücken ja nur ein bisschen den Standpunkt und schauen uns die Welt aus einem anderen Blickwinkel an“, sagt Gall.
Die Ausstellungsstücke sind Prototypen, die für das Nonseum angefertigt werden – derzeit sind es 487,5. Viele entstehen in Fritz Galls Werkstatt. Angst, dass es einmal keine Ideen mehr gibt, hat er nicht: „Es steckt immer eine im Kopf .“ Außerdem kann jeder mit einer Eingebung nach Herrnbaumgarten kommen und der bessere Nonsens wird dann auch umgesetzt oder ausgestellt.
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Zivilisationskritik
Der Verein führt aber nicht nur das Nonseum, sondern macht auch Veranstaltungen, wie etwa ein 24-Stunden-Weinbergschneckenrennen, bei dem aus Jugendschutzgründen keine Nacktschnecken teilnehmen durften. Da tut sich schon einmal die Frage auf, warum man so ein Museum führt und solche Events veranstaltet: „Wir haben immer einen Mangel an Dingen, die uns helfen, den Alltag zu meistern – und dann haben wir was und das funktioniert auch nicht. Hier haben wir Sachen, die funktionieren sowieso nicht oder schrammen an der Nützlichkeit vorbei und die bringen die Leute zum Lachen. Und es ist eine Zivilisationskritik – wir sind überflutet von Dingen, die wir nicht brauchen können“, sagt Bettina Gall (die laut eigenen Angaben, alles mit ihrem Gatten Fritz mitmacht).
Passend zum Tag des Lachens am Sonntag (5. Mai) gibt es im Nonseum eine Lachyoga-Kur.
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