Hunderte Häuser und Keller überflutet

Da gab es kein Durchkommen mehr: In Unternalb brach ein Keller ein – die Straße wurde unterspült
Feuerwehren kämpften gegen Wasser und Schlamm / In Wolkersdorf und Obersdorf ging das Licht aus.

16 Stunden unermüdlicher Einsatz und kein Ende. Kaum waren die Gummistiefel oder Watthosen der Feuerwehren ausgezogen, öffnete der Himmel Donnerstagnachmittag schon wieder seine Schleusen. Und das Wasser bahnte sich neuerlich den Weg in die Häuser und Keller. In Göllersdorf etwa musste die Feuerwehr ausrücken, um Keller auszupumpen und in Kleinriedenthal und Kleinhöflein trat neuerlich der Bach über die Ufer.

Schon in der Nacht davor hatten Hunderte Helfer im Bezirk kein Auge zugetan. In den Abendstunden hatte sich eine mächtige Gewitterzelle zusammen gebraut und zog durch das gesamte westliche Weinviertel – von Langenzersdorf bis ins Retzer Land.

Großmugl im Bezirk Korneuburg ging trotz eines neuen Rückhaltebeckens komplett unter. "Diesmal kam das Wasser von allen Seiten", sagt Feuerwehrkommandant Herbert Schabel. Er hatte noch in der Nacht seinen Urlaub am Stubenbergsee unterbrochen und fuhr nach Hause. "Das war unser ärgstes Unwetter. Sogar der Bach ist diesmal übergegangen", sagt Schabel. Mehr als 50 Keller, Häuser und Stadel wurden unter Wasser gesetzt. Und die Schlammbrühe ergoss sich auch in den Nachbarortschaften Roseldorf, Herzogbirbaum und Nursch über die Straßen bis in die Gebäude und Höfe. Die Ortsdurchfahrten mussten gesperrt werden. In Herzogbirbaum waren auch an die 50 Objekte überflutet.

Noch größere Schäden richtete die Flut im Bezirk Hollabrunn an. Mehr als 30 Feuerwehren waren mit Hunderten Freiwilligen im Einsatz. "Land unter" war in den Ortschaften Bergau, Groß Stelzendorf und Retz samt der Umgebung. In Obernalb bei Retz fielen innerhalb einer halben Stunde 80 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel. Die Vermurungen entlang der Straße waren groß. In Unternalb stürzte vor dem Bahnübergang ein Keller ein und die Straße wurde unterspült.

Abgesoffene Keller und Garagen sorgten auch im Marchfeld für zahlreiche Feuerwehr-Einsätze. In Leopoldsdorf mussten neben 16 Einfamilienhäusern auch der Archivkeller des Rathauses ausgepumpt werden. Über den Hinterhof war das Wasser in das Gebäude eingedrungen und hat dabei auch so manche Akten erwischt. In Oberhausen musste wiederum ein hängen gebliebenes Rettungsauto, das gerade im Einsatz war, wieder fahrtüchtig gemacht werden. Im Zuge von Kanalarbeiten wird derzeit die Straße saniert. Die Wassermassen hatten jedoch ein Schlagloch zugedeckt. Mit einem Hebekissen wurde das Fahrzeug schließlich geborgen. Auf Grund von zeitgleichen Auspumparbeiten im Ort, gab es Unterstützung aus Groß-Enzersdorf.

Kurz vor zehn Uhr schrillten in Lassee die Sirenen. Neben einem Blitzeinschlag in ein Wohnhaus musste auch hier mit Tauchpumpen und Saugern ausgerückt werden.

Ein teilweiser Stromausfall bescherte der Freiwilligen Feuerwehr in Deutsch Wagram eine lange Nacht. In der Kanalisation waren Pumpen ausgefallen. Bei Wohnhäusern ohne Rückschlagklappen kam das Abwasser durch den Keller wieder zurück. Mit Hilfe eines Notstromaggregats wurden die Pumpen wieder zum Laufen gebracht. Im Bezirk Mistelbach sind die Orte weitgehend mit einem blauen Auge davongekommen. Lediglich im südlichen Bezirksteil musste die Feuerwehr ausrücken. In Gerasdorf füllten sich einige Keller mit Wasser. In Wolkersdorf sowie in Obersdorf sorgte hingegen ein Blitzeinschlag für eine finstere Nacht. Zwei Stunden lang mussten mehr als 2000 Haushalte ohne Strom auskommen.

Für heuer kommen die Schutzprojekte in den Gemeinden Hadres und Mailberg (Bezirk Hollabrunn) zu spät. Doch nach der Fertigstellung der Systeme im kommenden Frühjahr sollten die Anrainer künftig vor Schäden geschützt sein. Die Landesregierung hat kürzlich die Freigabe der Mittel zur Finanzierung von zwei wichtigen Projekten beschlossen.
Eine halbe Million Euro kostet das Dammsystem entlang der Pulkau in Hadres. Am westlichen Ortsende wird zwischen der Bundesstraße 45 und der Pulkau ein zirka 220 Meter langer Damm aufgeschüttet, der in einem Begleitdamm entlang des Flusses fortgesetzt wird. Damit kann die Katastralgemeinde Obritz bis zu einem hundertjährlichen Hochwasser geschützt werden.
In Mailberg wird ein riesiges Rückhaltebecken im Nordwesten der Gemeinde errichtet. Damit sollen die derzeit bei Starkniederschlägen stattfindenden Überflutungen und Vermurungen im Siedlungsgebiet unterbunden werden.

Kommentare