Homosexuelles Paar fühlte sich wie bei Verhör

Kröckel und Stock: „Ablehnung wie vor hundert Jahren“
Pfarrgespräch: Statt Segnung für die Eltern zur Eisernen Hochzeit gab es eine peinliche Diskussion. Kirche bedauert.

"Ich bin jetzt 56, und das waren die beschämendsten 20 Minuten meines Lebens. Wir haben uns gefühlt wie in einem Verhör", sagt Andre Kröckel. "Wir sind 26 Jahre zusammen, sind immer offen zu uns gestanden und hatten nie Probleme. Aber so eine Reaktion habe ich noch nie erlebt", fügt Michael Stock hinzu.

Was die beiden so ärgert, ist ein Gespräch in der Pfarre St. Stephan in Baden. Eigentlich sollte es um den 65. Hochzeitstag der Eltern von Michael Stock gehen, doch es entwickelte sich ganz anders: "Wir wollten die Eiserne Hochzeit meiner Eltern mit einer Segnung in ihrer Hochzeitskirche feiern. Wie schon die Goldene Hochzeit in Bad Ischl und den 60. Hochzeitstag in Heiligenkreuz. Kein Mensch hatte da ein Problem", sagt Stock. Dazu gab es ein Gespräch mit dem Kaplan.

Befragung

"Wir beredeten den Ablauf und als er fragte, wer der Herr sei, der mich begleitet, sagte ich, dass es mein verpartneter Lebensgefährte sei", so Stock. Sofort sei die Stimmung umgeschlagen. "Der Kaplan wurde rot und sagte, dass das ein Problem ist und er uns keinen Segen geben kann. Das war ja für uns auch gar nicht die Sache, sondern die Eiserne Hochzeit der Eltern."

Trotzdem ging es in dieser Tonart weiter. "Es ging nur noch um meine Person und meine Homosexualität, warum ich nicht mit einer Frau zusammen bin und ähnliche Fragen", erzählt Stock. Ablehnend und unfreundlich soll die Verabschiedung gewesen sein, mit nur widerwillig erteiltem Handschlag.

Man wollte die Sache auf sich beruhen lassen. "Doch eine halbe Stunde später läutete das Telefon. Es war der Kaplan, er wollte meinen Vater sprechen. Ein Herr sei bei ihm gewesen und er brauche eine schriftliche Bestätigung, dass ich der Sohn bin. Jetzt war das Maß voll", sagt Stock.

In einem eMail machte man seinem Unmut Luft. Daraufhin drückte der Pfarrer sein großes Bedauern aus und bot an, die Segnung selbst zu übernehmen. "Wir verzichteten darauf. Wir haben persönlich nichts gegen den Kaplan, der sich danach übrigens nie bei uns gemeldet hat, aber es geht um die Art, wie man aufgrund seiner Sexualität behandelt wird."

Auf KURIER-Anfrage reagierte die Erzdiözese. "Dem Kaplan tut es leid, wenn er ihnen zu nahe getreten ist. Die Erzdiözese entschuldigt sich für das Gespräch, das unangenehm verlaufen ist. Es mag Missverständnisse gegeben haben, aber jeder hat das Recht, respektvoll behandelt zu werden."

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