Hochwasser: Ein Restrisiko bleibt
15 von 21 Bezirken in Niederösterreich waren von der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002 betroffen. 9353 Häuser wurden beschädigt, ganze Dörfer überschwemmt. Damals hat die "Jahrhundertflut" der Donau und das "Jahrtausendhochwasser" des Kamp 680 Millionen Euro Schaden angerichtet.
Schaden, den man in Zukunft verhindern will. Seit dem Jahr 2002 hat das Land Niederösterreich 570 Millionen Euro in den Hochwasserschutz gesteckt. Insgesamt 270 Projekte wurden fertiggestellt, an weiteren 110 wird noch gebaut.
"Der Kamp war schon immer einer der wilden Hunde unter den Flüssen", sagt Bernhard Pelikan, Professor für Wasserbau an der Universität für Bodenkultur Wien. "Aber das Hochwasser vor zehn Jahren war etwas, das sehr selten vorkommt." Ob es aber tatsächlich erst wieder in 100 oder 1000 Jahren zu so einer Katastrophe kommt, könne niemand wirklich sagen.
Rund sieben Prozent der Fläche Niederösterreichs liegen im Bereich eines möglichen hundertjährigen Hochwassers. Das sind insgesamt 37.000 Häuser, die in Gefahrenzonen stehen. 14.000 davon in der sogenannten Roten Zone, also dort, wo für Menschen und Gebäude besondere Gefahr besteht.
Gebaut werden darf dort mittlerweile nicht mehr. Früher war das anders. "Das Problem liegt bei den Widmungen", sagt Uni-Professor Pelikan. "Da wurden viele Fehler gemacht." Pelikan nimmt Bürgermeister, Bezirksbehörden und das Land in die Pflicht. "Die müssen das wissen. Von einem normalen Bürger kann man nicht verlangen, dass er sich mit Wasserbau auskennt."
Ludwig Lutz, Leiter der Abteilung Wasser im Land, ergänzt: "Früher wurden neben den großen Flüssen nur Lagerräume gebaut. Die konnten bei Hochwassergefahr schnell ausgeräumt werden." Irgendwann aber sei der Siedlungsdruck größer geworden. "Die Schäden sind damit natürlich auch größer geworden." Heute sind große Teile der ehemaligen Roten Zonen – zum Beispiel Weissenkirchen oder Spitz in der Wachau – mit einem umfassenden Hochwasserschutz ausgestattet. In Dürnstein wird ab dem Jahr 2013 gebaut. Grundsätzlich bedarf es in ganz Niederösterreich eines "umfassenden Konzeptes", meint Pelikan. Denn: "Wenn an einer Stelle der Schutz steht, wird die Situation woanders, wo kein Schutz gegeben ist, verschärft."
Der Trend im Hochwasserschutzbau geht aktuell weg von hohen Mauern, hin zu natürlichem Schutz. Zumindest dort, wo das auch möglich ist. Flüsse, so Pelikan, dürften nicht mehr "eingesperrt" werden. Zielführender sei etwa eine Vergrößerung des Flussbettes oder Überflutungsflächen zu belassen.
Seit dem Jahr 2002 wurden im ganzen Land außerdem 49 Messstellen für Hochwasserprognosen errichtet sowie Alarmpläne erstellt und der Katastrophenschutz forciert. Trotzdem: "Den hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Ein Restrisiko bleibt immer", sagen die Experten.
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