Hochkar: Ein Jahr nach der Schneekatastrophe

Mitte Jänner des Vorjahres rückten 2000 Helfer am Hochkar zum Katastropheneinsatz an
Beispielloses Ereignis, beispielhaft bewältigt. Einsatzorganisationen rückten zusammen. Lawinenwarndienst aufgewertet.

Eine sechs Meter hohe Schneedecke, die gesperrte Wirtshäuser und Hotels im Hochkardorf bis über die Dächer zu erdrücken drohte oder mächtige Lawinen über der Alpenstraße, die eine Auffahrt zum Hochkar unmöglich machten. Genau vor einem Jahr war das Ski-Dorado in den Ybbstaler Alpen zum gesperrten Katastrophengebiet erklärt worden. Die Schneekatastrophe stürzte den Tourismusort in eine zweiwöchige Krise, die beispiellos war und beispielhaft gemeistert wurde, resümierte Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf bei einem Treffen der Einsatzkräfte nach einem Jahr.

Hochkar: Ein Jahr nach der Schneekatastrophe

2000 Helfer rückten am Hochkar zum Katastropheneinsatz an

 

3.000 Einsatzkräfte der Feuerwehren, des Bundesheeres, der Bergrettung, des Roten Kreuzes, der Alpinpolizei und der Bergbahnen standen in den Bezirken Scheibbs und Lilienfeld im Einsatz. Allein am Hochkar leisteten 2.000 Personen 16.000 Arbeitsstunden beim Freischaufeln der Häuser und bei Sicherungsdiensten.

 

Positives Resümee

Hochkar: Ein Jahr nach der Schneekatastrophe

Liftchef Rainer Rohregger, LH-Vize Stephan Pernkopf, Bürgermeister Fritz Fahrnberger vor sechs Meter hohem "Schneedenkmal"

Über den Ablauf des Großeinsatzes könne man nur positive Schlüsse ziehen, waren sich Pernkopf, Göstlings Bürgermeister Fritz Fahrnberger und Rainer Rohregger, Chef der Hochkar Bergbahnen, einig: „Das Miteinander war bestimmend, das Ereignis hat alle zusammengeschweißt.“

Anders als im Bezirk Lilienfeld, wo zwei Tourengeher starben, kostete die Katastrophe am Hochkar keine menschlichen Opfer. Positiv bewertete Pernkopf, dass im Vorjahr die Info-Abrufe beim NÖ Lawinendienst um 50 Prozent auf 4,6 Millionen Klicks gestiegen sind. Das Bewusstsein sei gewachsen.
Auch für die Arbeit der Lawinenkommissionen hat man Lehren aus der Katastrophe gezogen. Um in Extremsituationen genügend Lawinensachverständige zur Verfügung zu haben, wurde mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ein Zusatzvertrag abgeschlossen.

Hochkar: Ein Jahr nach der Schneekatastrophe

Chefs der Einsatzeinheiten trafen ein Jahr nach der Schneekatastrophe am Hochkar zusammen


Eine genaue Schadensbilanz zu dem Ereignis gibt es am Hochkar nicht. Schäden an der Alpenstraße müsse man noch immer beheben, sagte der Bürgermeister. Die Kosten für die Versorung der tausenden Helfer hatte das Land NÖ übernommen. Touristisch konnte man in der letzten Saison den Ausfall durch gute Monate danach beinahe wieder ausgleichen, berichtete Rohregger. Ungewollte internationale Medienaufmerksamkeit habe man ins positiven Licht rücken können. "Das Skigebiet war zu keiner Zeit von Lawinen bedroht, die Auffahrtsstraße jedoch schon", so der Liftchef. Johannes Putz, der am Hochkar mehrere Unternehmen betreibt und in der Hauptsaison 85 Mitarbeiter beschäftigt, rechnete auf, dass ihm das Schneechaos zehn Prozent des Jahresvolumens gekostet hat. "Es war hart. Es gab keine Einnahmen, aber vom Personal musste trotzdem niemand gehen", erinnerte er sich. Viel positives Echo habe das Dankeschön an die Einsatzkräfte hervorgerufen, indem man im Mai noch einmal aufsperrte und die Helfer zu einem Gratisskitag eingeladen hatte, berichteten Rohregger und Putz.

Hochkar: Ein Jahr nach der Schneekatastrophe

Gastronom, Ski-Verleiher und Skischulbetreiber Johannes Putz verlor zehn Prozent des Jahresvolumens durch das Schneechaos

 

 

 

In Erinnerung bleibt das Schneechaos jedenfalls lange. Eine sechs Meter hohe Messlatte vor der Talstation der Bergbahn, die die vorjährige Schneehöhe zeigt, sorgt nun für Staunen – aber auch für Gänsehaut.

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