Matura und ab zu japanischen Mönchen

Rekrutierer des Heeres, Vizeleutnant Helmut Fuchs und Major Roland Angerer, mit Lena Brandstetter (2.v.r.) und Kollegin Carina Wischenbart.
Das früher mühsame Abklappern künftiger Arbeitgeber oder die Recherchen über den Studienplatz bleiben angehenden Maturanten heute oft erspart. Unis, Fachhochschulen, aber auch Bundesinstitutionen und Firmen schicken Scouts zu kleinen Berufsmessen in die Schulen. In der „Höheren Lehranstalt Wirtschaft“ (HLW) in Haag eröffnen sie angehenden Absolventen jedenfalls viel Auswahl und Entscheidungshilfe.
Cem Atas und Patrick Aichmayer (Klasse 5CH) tun es die anwesenden Reiseveranstalter mit den Angeboten für Praktika in anderen Ländern, Au-pair-Stellen oder Auslandsstudienaufenthalten besondern angetan. „Wir möchten beide gerne nach Japan. Hier wurden uns sogar verschiedene Möglichkeiten angeboten. Unsere Idee ist es, dort ein freiwilliges Jahr bei Mönchen zu absolvieren“, schilderten die beiden.
Wirtschaft und Sprachen
Verena-Christine Schaufler von der 5BH lockt ein Studium. „Ich habe mich für die JKU und ein Wirtschaftsstudium entschieden. Ich bin wirtschaftsaffin und liebe Fremdsprachen. Dort wird in englischer Sprache unterrichtet, das finde ich gut“, sagt sie.
16 Bildungsanbieter und Firmen haben sich in der HLW Hagg beim Karrieretag eingefunden. „Das zeigt, wie gefragt unsere Absolventinnen sind“, ist die Organisatorin Tina Nokaj stolz. Die Chance direkt Kontakt zu künftigen Beschäftigten oder Studierenden zu bekommen, würde hoch geschätzt, sind sie und Schulleiter Reinhold Meyer überzeugt.
Männerberufe
Speziell für die Schülerinnen, die in der HLW die Mehrzahl stellen, gibt es bei der Info-Messe auch ein Technik-Programm. Dazu tritt Melanie Hörtler, eine Absolventin der HLW, als Referentin auf. Sie hat nach der Matura einen technischen Beruf ergriffen und ist nun Projektleiterin für Photovoltaik bei Wien Energie.
Maturanten
In einer Dreijahresstatistik zeigt sich, dass 87 % der AHS-Maturanten ein Studium ergreifen. Im BHS-Bereich gehen knapp über 57 % der Frauen und knapp über 51 % der Männer an eine Uni oder FH.
43.753 Absolventen von Reife- und Diplomprüfungen weist Statistik Austria (14.12.2022) für den Zeitraum von 1.10.2020 bis 30.9.2021 aus. AHS 19.578, HTL 10.512, HAK 5.254, HLW 4.518, Land-Forst 835, Elementarpädagogik 2.424, Sozialpädagogik 632.
Die „Männerberufe“ stoßen bei den Schülerinnen auf Interesse. Auch bei Lena Brandstetter (5BH). Sie informiert sich intensiv über die Ausbildung beim Bundesheer. „Ich möchte Militärpilotin werden. Derzeit gibt es 170 Piloten, davon sind nur drei weiblich“, sagt sie. Mit dem Kommandanten der Rekrutierungsgruppe, Major Roland Angerer, und Vizeleutnant Helmut Fuchs trifft sie auf kompetente Informanten. Lenas Ziel: „So bald wie möglich als vierte Heerespilotin fliegen“.
Personalnot in der Gastro
Sie ist nicht die Einzige, die sich heute entscheidet. Weitere Schüler nennen Jus oder Sozialwissenschaften als Studienziel, eine Kollegin will Finanzberaterin werden, eine andere ein Medien-Studium an der FH starten.
Doch wäre die HLW nicht auch wie geschaffen, den Personalmangel in der Gastro-Branche zu lindern? Johannes Engelbrecht, 5BH, hat das vor: „Ich möchte im Gastgewerbe bleiben, die Ausbildung am Tourismuskolleg Semmering interessiert mich. Berufserfahrung im Hotel Sacher zu sammel, wäre toll.“
Die Wirtschaft steht im kommenden Jahr vor großen Problemen. Fest steht, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter steigen wird. Das AMS rechnet im Schnitt mit bis zu 20.700 freien Stellen.
Alleine im Großraum St. Pölten gibt es derzeit in den Bereichen Elektro- und Metalltechnik, Mechatronik und Kälteanlagentechnik mehr als 3.000 Jobangebote.
Um den Bedarf decken zu können, starten die Sozialpartner (AMS, Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer) eine Ausbildungsoffensive. AMS-Chef Sven Hergovich betont, dass an den Standorten St. Pölten, Wiener Neustadt, Wolkersdorf und Sigmundsherberg 900 Plätze zur Verfügung stehen. Ziel sei es, dass mehr als die Hälfte der Absolventen drei Monate nach Schulungsende im Berufsleben stehe.
Laut WK-Präsident Wolfgang Ecker gibt es zusätzlich noch die Möglichkeit einer Qualifizierung, die direkt in einer Firma stattfindet. Dabei sorgt das AMS für die Existenzsicherung der Teilnehmenden, der Betrieb trägt die Ausbildungskosten. „Es sind keine Schnellsiederkurse, die Absolventen sind bestens geschult“, betont AK-Präsident Markus Wieser.
Kommentare