Hippokratischer Eid: Ärztinnen auf der Überholspur
Still, aber bestimmt, haben die Frauen gegenüber den Männern die Mehrheit in der Ärzteschaft übernommen. In manchen Bereichen, z. B. der Allgemeinmedizin, haben sie bereits ein deutliches Übergewicht. Im Hinblick auf den Hausärztemangel am Land könnte das mit neuen Versorgungszentren – wie Primärversorgungseinheiten (PVE) – neue Chancen bieten.
Wurde 2017 noch ein Verhältnis von 46 zu 54 Prozent zwischen Ärztinnen und Ärzten registriert, so hätten die Medizinerinnen schon knapp die Mehrheit übernommen, berichtete die Vizepräsidentin der nö. Ärztekammer, Martina Hasenhündl.
Dass medizinische Berufe im weiblichen Blickfeld liegen, zeigten auch die heurigen Aufnahmetests zum Medizinstudium. Es traten doppelt so viele Frauen als Männer an. Deutlich ist der weibliche Zug zum hippokratischen Eid in NÖ auch bei den Turnusärzten zu erkennen, wo derzeit das Verhältnis bei 700 Turnusärztinnen zu 500 männlichen Kollegen liegt. Besonders auffällig ist auch, dass sich viele Ärztinnen für die Allgemeinmedizin entscheiden. Hier liegt das Verhältnis bei zwei Drittel zu einem Drittel.
Bei den Fachärzten sei die Sache hingegen noch genau umgekehrt. Als Grund nennt Hasenhündl, dass bei der Ausbildung Männer noch immer deutlich bevorzugt würden. „Das Erreichen einer Facharzt-Ausbildungsstelle ist auch in Zeiten wie diesen für Frauen immer noch viel schwieriger als für die Männer. Hier findet Diskriminierung statt“, kritisiert sie.
Mehr Geld
Mit PVE bekämen Ärztinnen laut Hasenhündl in der Gesundheitsversorgung eine bessere Zusammenarbeitsform, denn „Frauen brauchen andere Arbeitssituationen und Arbeitszeitmuster als ihre männlichen Kollegen. Auch bei uns Ärztinnen sind Kinderbetreuung und das Führen der Familie immer noch Hauptberuf“, so die Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte.
Derweil sichert das Land NÖ durch finanzielle Attraktivierung der Gesundheitsberufe die medizinische Versorgung und investiert damit in die Wettbewerbsfähigkeit des Bundeslandes: Die sogenannte Einstiegsphase entfällt für weitere medizinische und pflegerische Berufe. Hebammen, Heimhelferinnen und Personen in medizinischen Assistenzberufen erhalten nun ab Berufseintritt statt bisher 90 Prozent das volle Gehalt. „Zudem stärken wir mit dem neuen Spitalsärztegesetz die Wettbewerbsfähigkeit um MedizinerInnen“, freut sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
Kommentare