Rettungsversuche
Bereits vor zwei Jahren hatte die Kirche angekündigt, ihre damals noch neun Pfarrkindergärten in NÖ gänzlich aufzulassen. Die Fördersituation im Bundesland sei so schwierig, dass die Erzdiözese zu viel an Eigenmittel zuschießen müsse, heißt es dazu. Aus den Kindergärten in Leopoldsdorf, Baden, Zillingdorf und zwei in Wiener Neustadt hat man sich bereits zurück gezogen. Für den Bezirk Neunkirchen liefen hingegen Rettungsversuche, nachdem die Aktionsplattform „Gemeinsam für Pfarrkindergärten“ eine Initiative gegründet hatte. Die Bewegung sah es als „moralische Verpflichtung, dass die christliche Identität bewahrt wird und die Kinder auch mit diesen religiösen Werten aufwachsen“.
Trotz intensiver Gespräche konnte keine Einigung erzielt werden. „Eine Fortführung der Kindergärten würde eine so massive Erhöhung der Zuschüsse seitens der Erzdiözese Wien erfordern, dass dies auf Dauer nicht leistbar wäre“. Wie Sprecher Michael Prüller erklärt, sei die Entscheidung allen Beteiligten schwergefallen, „war aber trotz guten Willens auf allen Seiten letztlich ohne Alternative.“
Die betroffenen Bürgermeister wurden bei einer Sitzung am Donnerstag vor vollendete Tatsachen gestellt. „Ich bin konsterniert und auch meine Kollegen sind vor den Kopf gestoßen. Eine Zeit lang war sogar von einem Neubau unseres Kindergartens die Rede und jetzt das. Es wurden zwei Jahre verplempert, in denen wir schon eine andere Lösung hätten finden können. Es wird aber sicher kein Kind 2023 vor geschlossenen Türen stehen“, sagt der Ternitzer Bürgermeister Rupert Dworak (SPÖ).
"Schluss mit Verunsicherung"
Auch der Neunkirchner Bürgermeister Herbert Osterbauer (ÖVP), die Grafenbacher Ortschefin und SPÖ-Landtagsabgeordnete Sylvia Kögler (SPÖ), sowie der ÖVP-Landtagsabgeordnete Hermann Hauer und andere politische Vertreter haben ihren Unmut im Zuge eines Fototermins vor einem der Pfarrkindergärten geäußert. "Schluss mit der Verunsicherung durch Unwahrheiten. Seit 2019 laufen intensive Gespräche mit dem Land und Gemeinden mit Unterstützungen für die Pfarrkindergärten. Leider hat sich die Erzdiözese ohne vorliegendes Konzept nun für die Schließung entschlossen. Das Land NÖ lässt die Familien nicht im Stich und unterstützt die Gemeinden bei der Übernahme der Kinderbetreuung", heißt es in einem Statement.
Pfarre kontert
Für den Sprecher der vier betroffenen Pfarren, Pater Bernhard Lang, war diese Woche der "schwärzeste Tag in seiner Zeit als Geistlicher". Dass die Politik jetzt so tue, als habe man das Ende nicht kommen sehen, führt der Pfarrer auf den aktuell tobenden Wahlkampf zurück. "Wir haben unterschiedlichste Fördersituationen in den Bundesländern und die Unterstützung in Niederösterreich ist weit geringer als jene in Wien". Darum betreibe die Kirche über die Nikolausstiftung in Wien über 100 Standorte und in NÖ ab dem nächsten Jahr keinen einzigen Pfarrkindergarten mehr.
"Der Kindergarten ist eine wichtige Bildungseinrichtung. 40 Jahre lang haben wir diese Arbeit erfolgreich gemacht, aber unter diesen Rahmenbedingungen ist das nicht mehr möglich. Die aktuelle Teuerungswelle hat uns den Rest gegeben", erklärt Pater Bernhard Lang.
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