Hinrichtung vor Kino in NÖ: Mordverdächtiger zunächst in der Opferrolle

Tatort des Mordes: Der Parkplatz des Cine Nova in Wiener Neustadt
Prozess um Erpressung in Wiener Neustadt. Das Mordopfer und ein Komplize sollen den Todesschützen in die Mangel genommen haben.

In der Erpressung dürfte das Motiv für den späteren Mord am Kinoparkplatz in Wiener Neustadt zu suchen sein, vermuten die Kriminalisten. Am Freitag kommt es im Zusammenhang mit der Bluttat vor dem Cine Nova Kinocenter vor einem Jahr zum ersten Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt.

Dieses Mal gilt der mordverdächtige Unternehmer Hasan D. (43) allerdings als das Opfer. Im Zuge einer Erpressung im Sommer 2023 soll der türkische Supermarkt-Besitzer keinen anderen Ausweg mehr gesehen haben, als sich mit Waffengewalt zu verteidigen.

Während einer nächtlichen Aussprache soll der 43-Jährige am 24. September 2023 seinen Widersacher Fatih E. (34) am Kinoparkplatz mit drei Schüssen aus nächster Nähe niedergestreckt und getötet haben.

Gescheitertes Drogengeschäft

Aber warum? Darüber wird man vermutlich diese Woche Freitag am Landesgericht mehr erfahren. Angeklagt ist ein Mann, der den türkischen Supermarkt-Besitzer und mutmaßlichen Mörder nach einem gescheiterten Drogengeschäft erpresst, genötigt und mit dem Umbringen bedroht haben soll.

Patronen als Drohgebärde

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt habe er gemeinsam mit dem am Parkplatz erschossenen Fatih E. den Türken zur Übergabe seines Familienbetriebes zu nötigen versucht. Zusammen soll das Duo Hasan D. eindringlichst aufgefordert haben, seinen Supermarkt zu überschreiben, weil sonst andernfalls seine Familie getötet werde. Um ihm den Ernst der Lage zu verdeutlichen, sollen sie ihm als Drohgebärde zehn Stück Patronen in die Hand gedrückt haben.
 

Hinrichtung vor Kino in NÖ: Mordverdächtiger zunächst in der Opferrolle

Hasan D. (rechts) bei einem früheren Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt

Wegen dieser Erpressung und aus Angst um seine Familie soll Hasan D. im September des Vorjahres schließlich rot gesehen haben. Fatih E. wurde am Parkplatz hingerichtet und der türkische Supermarkt-Besitzer wenige Stunden nach dem Mordanschlag auf der Flucht in Ungarn von der Polizei festgenommen. In seiner Haft in der Justizanstalt Wiener Neustadt schweigt er bisher eisern zu allen Vorwürfen – auch zu der Erpressung gegen seine Person will er nichts sagen.

Mordprozess im kommenden Jahr

Am Freitag wird der Mordverdächtige beim Prozess im Zeugenstand erwartet. Er selbst wird sich im kommenden Jahr am Landesgericht Wiener Neustadt für den Parkplatz-Mord verantworten müssen.

Wie Erich Habitzl von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bestätigt, wird gerade die Anklageschrift gegen den 43-Jährigen vorbereitet. Habitzl rechnet mit einer Erledigung im heurigen Jahr. Danach muss das Gericht den Prozesstermin festsetzen.

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