Leicht haben es die Pflegekräfte derzeit ohnehin nicht: Erst vor wenigen Tagen schlug die AKNÖ mit einer Studie Alarm, wonach jeder vierte Beschäftigte in der Pflegebranche überlege, den Beruf zu wechseln. Die 2.900 befragten Personen zeigten sich vor allem frustriert über die schlechten Rahmenbedingungen: Sie müssten immer mehr Aufgaben meistern – bei gleichem Personalschlüssel und Gehalt.
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„Politische Spielchen“
Die Präsidentin des Hilfswerks NÖ, Michaela Hinterholzer, und ihr Geschäftsführer Christoph Gleirscher sind sich angesichts solcher Aussagen einig: Es müsse alles getan werden, um die Mitarbeiter zu halten und junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Dazu gehöre auch ein ordentlicher Verdienst mit einem fairen Ausgleich der Inflation dazu.
Wobei die Präsidentin klarstellt: Das geforderte Lohnplus der Gewerkschaften von mindestens 400 Euro sowie eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich seien schlichtweg unfinanzierbar – auch für das Hilfswerk, einem der größten Arbeitgeber in diesem Bereich. Die Personalkosten würden damit um 25 bis 30 Prozent für die Dienstgeber steigen, so Gleirscher.
Was Hinterholzer aber noch viel schwerer im Magen liegt, ist der Imageschaden für den Berufsstand, der durch die Diskussionen entstehen könnte. „Was wir absolut ablehnen ist, dass die KV-Verhandlungen für parteipolitische und ideologische Spielchen missbraucht werden“, kritisiert Hinterholzer. Ihr großer Wunsch sei, dass der Pflegeberuf im Zuge der Debatten nicht schlechtgeredet wird, weil dies negative Folgen für den dringend notwendigen Nachwuchs habe, erklärte Hinterholzer. Denn im Pflegebereich herrscht ohnehin ein Personalmangel, außerdem sind viele Teilzeitkräfte in dem Bereich tätig.
Leichterer Zugang
„Unser zentrales Anliegen ist, dass man keine falschen Bilder verankert“, kommentierte Gleirscher, der selbst im KV-Verhandlungsteam sitzt. Ein Beispiel: Als kontraproduktiv beschreibt er die geforderte Kürzung der Normalarbeitszeit sowie die Erhöhung der Zuschläge für Mehrstunden von Teilzeitkräften. Es sollten hingegen Anreize für mehr Beschäftigung gesetzt werden, argumentieren die Hilfswerk-Vertreter. Nicht zuletzt deshalb, weil die Steigerung der Personalkosten bei den sozialen Diensten letztendlich die öffentliche Hand und die betreuten Personen zu tragen hätten.
Um die Personalnot in der Pflege zu entschärfen, müsse laut Hinterholzer die Zulassung ausländischer Kräfte deutlich erleichtert werden. „Eine Anwerbeagentur sollte ein österreichweit einheitliches Vorgehen garantieren, um ausländische Pflegekräfte zu gewinnen. Deutschland ist uns da bereits meilenweit voraus“, kritisiert die Hilfswerk-Präsidentin.
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