Joggingrunde
Tagelang hatte der Mann seine Unschuld beteuert und eine Version aufgetischt, wonach Einbrecher die Bluttat verübt haben müssen, während er Joggen war. Daran gab es massive Zweifel. Gutachter stellten fest, dass ein Stromausfall absichtlich herbeigeführt wurde – um die Videoüberwachung außer Kraft zu setzen. Den entscheidenden Hinweis bekamen die Kriminalisten durch die Auswertung der Laufuhr des Verdächtigen.
Die GPS-Daten zeigten, dass der 64-Jährige gar nicht Joggen war. Deshalb wurde der von der Uhr gespeicherte Fußweg mit Polizeischülern abgesucht. In einem Windschutzgürtel fand sich der Spitzmeißel mit Blut des Opfers und den DNA-Spuren vom Ehemann. Damit konfrontiert, brach der Verdächtige ein und legte ein umfangreiches Geständnis ab.
Laut Anklage zwängte er selbst mit einem Leatherman die Katzenklappe bei der Terrassentüre auf und behauptete, es seien Einbrecher gewesen. Die Staatsanwaltschaft sieht ein klares Motiv für einen Mord. Demnach war das gesamte Vermögen des Paares auf die Frau übertragen, der 64-Jährige hatte nur ein Wohnrecht. Die Ehe sei zerrüttet gewesen und die 57-Jährige soll bereits einen Termin bei einem Scheidungsanwalt gehabt haben.
Der Verteidiger des Beschuldigten, Michael Dohr, spricht hingegen von einer Affekthandlung. „Mein Mandant hatte Zugriff auf die Konten. Er hatte mit seinem Unternehmen ja auch den wesentlichen Teil des Vermögens erwirtschaftet. Finanzielles Motiv gab es daher keines“. Kurz vor der Tat sei es zu einer kurzen Auseinandersetzung mit einer tiefen Kränkung gekommen, worauf die Lage eskaliert sei, plädiert Dohr auf Totschlag. „Liebevolle Briefe“ seien ein Beweis für eine intakte Ehe.
In der Vergangenheit hat es immer wieder spektakuläre Fälle gegeben, in denen digitale Spuren den Mörder ans Messer lieferten. So wie im Fall von Anita K. Die 23-jährige Waldviertlerin war 2010 wochenlang abgängig, bis ihre Leiche zerstückelt und teilweise verbrannt in der Slowakei entdeckt wurde. Durch die Daten vom Navigationsgerät im Wagen des Ziehvaters konnten die Ermittler die 560 km lange Wegstrecke bis zum Fundort der Überreste nachzeichnen. Der Verdächtige (54) hatte die Leiche in einen Teppich gewickelt und weggebracht. Er erhängte sich in der Gefängniszelle.
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