Jahrhundert-Baustelle gut gestartet

Abt Kolumban Luser auf dem Baustellenkran
Das riesige Klosterdach muss komplett erneuert werden. Es ist so groß wie acht Fußballfelder.

Wer derzeit das Benediktinerstift Göttweig am Eingang der Wachau besucht, staunt über einen Kran, der das ohnehin mächtige Gebäude weit überragt. An den Anblick sollte man sich gewöhnen: Die Konstruktion wird das Bild weitere fünf Jahre bestimmen. Denn der Kran wird für eine Jahrhundert-Baustelle benötigt: Das Dach des Klosters, ungefähr so groß wie acht Fußballfelder, wird komplett erneuert. Mit dem Herbst endet der erste Bauabschnitt, der im Frühjahr begonnen hat. Immerhin das Kirchendach ist fast fertig.

Abt kehrt

Gut dreißig Meter tiefer kann man einen Mann in Stirnband und roter Jacke treffen, der konzentriert Schuttreste und Staub kehrt: Es ist der Abt Kolumban Luser selbst. „Endlich kann der barrierefreie Eingang der Kirche wieder frei gegeben werden“, sagt er.

Erfreut ist auch Matthias Kasser, seit zehn Jahren beim Stift als Maurer angestellt: „Das hätte ich nicht gedacht, als ich mit neun Jahren in der Stiftspfarre Gansbach zu ministrieren begonnen habe.“ Kasser musste bisher jedes Frühjahr unzählige Dachziegel ersetzen. Besonders der Sturm„Kyrill“ hatte arg gewütet.

Jahrhundert-Baustelle gut gestartet
Stift G^ttweig Dachreparatur Dachdecker Firma Hintenberger
Die Finanzierung der Arbeiten ist keine leichte Angelegenheit. Knapp eine Million Euro haben die Dacharbeiten alleine im ersten Jahr verschlungen. Verschärft wurde der Aufwand, weil drei unterschiedliche Arten von Dachziegeln vor dem Verlegen händisch gemischt werden müssen: „Eine Auflage des Denkmalamts, die mich nicht besonders freut. Die Belastung ist dadurch noch gewachsen. Aber die Freude überwiegt, weil alles gut läuft“, betont der Abt.

Erleichtert ist Luser, weil bei der Gelegenheit Hunderte Kubikmeter Schutt von den Dachböden geräumt werden, die sich bei historischen Reparaturen angesammelt hatten. „350 Tonnen haben wir schon jetzt entfernt“, erzählt er. Durchgeführt wird das mit einem riesigen Staubsauger, der verhindert, dass der Schutt aufgewirbelt wird und die Fassaden von einer Schmutzschicht überzogen werden.

Immer wieder ist Luser auf den Dächern unterwegs, besucht Arbeiter. Manchmal klettert er auf den Kran, um den Blick aus der Vogelperspektive auf sein Kloster zu genießen. Manchmal lässt er sich auch in einem Korb hoch heben.

Zeitdruck

Doch das ist sehr selten möglich, denn trotz des schönen Sommers drängt die Zeit: Die Handwerker nutzen jetzt jede Stunde ohne Regen. Oft genug müssen sie pausieren, weil der Wind zu heftig über den Stiftsberg fegt und die Kranlasten zum Pendeln bringt.

Andere Zimmerer müssen regelmäßig den Arbeitsort wechseln, Michael Raffetseder, 38, aus Anzenhof im Bezirk St. Pölten hingegen ist für die kommenden fünf Jahre in Göttweig eingeteilt. „Das ist schon etwas Besonders, auf das man stolz sein kann, weil es das Dach noch lange geben wird“, erzählt Raffetseder, der gerade gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Urmann, 28, aus Imbach bei Krems Balken auf die passende Länge schneidet, um schadhafte Teile der riesigen Dachstühle zu ersetzen. Es werden noch viele, viele weitere folgen.

Aus dem 18. Jahrhundert stammt der Großteil der 630.000 Dachziegel, die auf einer Fläche von 18.000 Quadratmetern ersetzt werden müssen. Das entspricht einer Menge von 1800 Paletten – und braucht 100 Lastwagenzüge für den Transport. Zum Glück konnte das Stift das gesamte Holz für die Dachstuhl-Reparaturen aus dem eigenen Wald schlagen. Die Kosten von geschätzten sechs Millionen Euro kann das Stift mit seinen 40 Mönchen nicht alleine tragen.

Höchstens 50 Prozent traut man sich zu. Das Land Niederösterreich finanziert 25 Prozent. Aber es gibt auch einen Förderverein. Der hat sich unter dem Vorsitz von Raiffeisen-Holdingchef Erwin Hameseder vorgenommen, eine Million Euro zu sammeln. Das soll durch verschiedenste Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Ähnliches.

Darüber hinaus sind private Spenden eine willkommene Hilfe. www.stiftgöttweig.at

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