Glasfaser-Ausbau: Firmen in NÖ warten auf die schnelle Leitung
Geht es um den Fortschritt in Sachen Digitalisierung, dann hat Österreich noch viel Luft nach oben. Ein aktuelles EU-Ranking weist die Republik auf Platz zehn aus, Spitzenreiter ist Finnland, gefolgt von Dänemark und den Niederlanden. „Die Versorgung mit höheren Geschwindigkeiten in ländlichen Gebieten ist nach wie vor die größte Hürde, die Österreich überwinden muss, um bis 2030 landesweit Gigabit-Konnektivität zu erreichen“, so der Befund der EU-Kommission.
In dieser Einschätzung findet sich auch Niederösterreich wieder. In einer Umfrage von Land, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung gaben 44 Prozent der befragten Unternehmen (140 Firmen aus den Sparten Gewerbe und Industrie mit mehr als 30 Mitarbeitern, Anm.) an, dass eine schwache Dateninfrastruktur als Einschränkung wahrgenommen werde. Allerdings ist Bewegung in den Glasfaserausbau gekommen, denn im Jahr 2021 waren es noch 53 Prozent der Unternehmen, die auf ein schnelleres Internet warten mussten.
Ausbau
Wie wichtig aber ein flotter Datentransfer ist, zeigt die Befragung ebenfalls. 81 Prozent der Firmen gaben an, dass sich durch neue Technologien ihre Effizienz und Produktivität verbessert habe. Mehr als die Hälfte berichtet sogar von Wettbewerbsvorteilen gegenüber Mitbewerbern.
Das Land drückt deshalb aufs Tempo. Laut Digitalisierungslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) wird derzeit in rund 60 Gemeinden in NÖ Glasfaser verlegt, die Investitionen belaufen sich auf 162 Millionen Euro. 99.000 Haushalte (730.000 gibt es) verfügen nun über einen Anschluss, vor drei Jahren waren es noch 55.000 Haushalte. Neben einigen privaten Anbietern ist für 50 Prozent der Turbo-Leitungen die nöGIG (Niederösterreichische Glasfaserinfrastruktur GmbH) zuständig.
„Der Einsatz neuer Technologien ist gerade in Zeiten enormer Herausforderungen für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Niederösterreich entscheidend“, betont Danninger. Wurde früher das Wort Digitalisierung noch mit dem Verlust von Jobs in Verbindung gebracht, so sehen 74 Prozent der Unternehmen aus Industrie und Gewerbe den Technologiefortschritt als eine Selbstverständlichkeit an.
Mitarbeitersuche
Tatsächlich suchen Firmen derzeit händeringend nach Mitarbeitern, die eine Ausbildung in den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vorweisen können. „Der Bedarf steigt“, weiß auch Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung NÖ. „In der Industrie spielt Digitalisierung nicht nur in der Produktion, sondern auch in Marketing und Vertrieb, im Aufbau und Verwaltung der Lieferketten und in der Forschung und Entwicklung eine große Rolle.“ Großes Potenzial gebe es in diesem Zusammenhang auch in der Verwaltung, „damit der Bürger Online-Services noch mehr nutzen kann“, unterstrich er. „Die Landleute sollen die Möglichkeit haben, bei Amtsverfahren direkt zu interagieren. Digitale Einreichunterlagen müssen zukünftig allen Behörden zur Verfügung gestellt werden dürfen“, sagte Salzer.
Mit dem Technologiefortschritt entstehen aber auch neue Fragen, die sich mit dem Datenschutz bzw. mit der Datensicherheit beschäftigen. Laut Wirtschaftskammer-Direktor Johannes Schedlbauer bietet das Wifi rund 1.000 Kurse an, die sich nur mit diesen Themen beschäftigen.
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