Giftmorde: "Sie tut mir fast ein bisschen leid"

Giftmorde: "Sie tut mir fast ein bisschen leid"
Die Tochter eines der Arsen-Opfer will ihr rechtmäßiges Erbe und hat Mitleid mit der verdächtigen Polin Bogumila W.

Als Herbert Ableidinger im Oktober 2010 ins Spital kam, war er abgemagert, verwahrlost und extrem unterkühlt. Einen Tag später war der 68-Jährige tot. Sein Mercedes war verschwunden, sein Konto leer und sein Kleingarten samt Mobilheim verkauft.

Nach einer Anzeige des Spitals brachte seine Tochter, Karin Ojukwu (39), die Ermittlungen gegen Ableidingers Ex-Lebensgefährtin ins Rollen.

Seit März 2012 sitzt die 51-jährige Polin Bogumila W. wegen doppelten Mordversuchs in U-Haft; zwei Gutachten erhärten nun den Verdacht, dass Ableidinger und ein weiterer Mann, den W. pflegte, mit Arsen vergiftet wurden.

KURIER: Wie geht es einem, wenn man erfährt, dass der eigene Vater ermordet wurde?

Karin Ojukwu:Es ist schrecklich, weil alles wieder hochkommt. Manchmal frage ich mich, wie ich das überhaupt schaffe. Meine Mutter ist so fertig, dass sie gar nicht darüber reden kann. Das wäre zu belastend für sie.

Sie haben den Fall im Jahr 2011 ins Rollen gebracht – fühlen Sie nun Genugtuung?

Ja, das ist das richtige Wort: Genugtuung. Es ist zwar noch nicht das Ende, weil es sich ja noch um kein Urteil handelt, aber es ist ein großer Schritt vorwärts.

Haben Sie nie daran gezweifelt, dass Sie mit Ihren Vorwürfen danebenliegen?

Nein, nie! Das hat mir mein Gefühl gesagt. Auch wenn mich mein Anwalt ganz am Anfang fast ein bisschen gebremst hat. Er hat gesagt: "Sie waren nicht dabei, was wollen Sie?" Aber ich habe mir gedacht: Warum kriegt diese Frau, die meinen Vater ein halbes Jahr gekannt hat, alles? Und warum bekomme ich als Tochter nicht einmal meinen Pflichtanteil? Das habe ich nicht verstanden.

Das heißt, es ging Ihnen vor allem um Ihre Erbschaft?

Meine Motivation war von Anfang an Gerechtigkeit. Ich habe drei Kinder – soll ich denen sagen: In Österreich kann man machen, was man will? Das Geld und die Liegenschaften ihres Opas sind weg – und das geht einfach so durch?

Um wie viel Geld geht es denn?

Um zirka 600.000 Euro. Das ist alles weg. Und ich habe die Anwaltskosten. Ich will zumindest das, was mir vom Gesetz her zusteht.

Was empfinden Sie gegenüber der Verdächtigen?

Ich fühle keine Schadenfreude. Ich wünsche der Frau auch nichts Schlechtes. Die Frau tut mir fast ein bisschen leid.

Warum?

Weil ihr Leben so verlaufen ist.

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