Gewalt gegen Frauen: Viele Wegweisungen, auch in Bezirksstädten
Während bei Einbrüchen oder Diebstählen die Zahl der Fälle sinkt, steigen in der täglichen Polizeiarbeit in Amstetten Internetkriminalität und auch die Einsätze im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. 2022 habe es allein in der Bezirksstadt Amstetten die Rekordzahl von 57 Wegweisungen gegeben, berichtete der Kommandant der dortigen Bundespolizeiinspektion, Oliver Zechmeister, dem zur Kurzvisite angereisten Innenminister Gerhard Karner am vergangenen Montag.
Niederösterreichweit gab es im Vorjahr über 2.300 Wegweisungen von meist gewalttätigen Männern. Ein Grund für die stark steigenden Zahlen in den Statistiken sei der immer offenere Umgang mit der Problematik.
„Wir sehen bei uns, dass die Scheu, bei Gewalt in der Familie die Polizei zu verständigen, weg ist“, schilderte Zechmeister. Frauen oder auch Angehörige würden öfter den Polizeinotruf wählen als früher. Zudem seien die Betreuung in und durch die verschiedenen Fraueneinrichtungen gut so wie auch die Aufklärung in der Thematik, beschrieb der Polizeikommandant.
„Unter den Frauen spricht es sich auch herum, dass im Notfall gut geholfen wird. Deshalb verlieren Frauen die Scheu anzurufen“, schilderte Zechmeister aus der Praxis. Es gäbe trotzdem noch immer eine hohe Dunkelziffer. „Gewalt in der Familie ist ein Riesenproblem“, so der Beamte.
An seiner Dienststelle würde klar nach der Anweisung gehandelt, dass Beamte, die zu Wohnungen gerufen werden, die gesetzlichen Bestimmungen für Wegweisungen und Annäherungsverbote auch umsetzen, so Zechmeister. „Toleranz gibt es da nicht, da gibt es auch nichts schönzureden“, versicherte er.
Die Bundesregierung habe die Mittel für Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen heuer auf 24 Millionen Euro aufgestockt, um Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren zu unterstützen, berichtete Minister Karner.
"Dunkelkammer" ausleuchten
Das Ziel könne nur sein, diese "Dunkelkammer", die es da noch gebe, auszuleuchten, forderte der Minister. Die Dunkelziffer sei aber niedriger geworden. Außerdem gebe es immer mehr Polizistinnen, das senke die Hemmschwelle für Anzeigen. Der Frauenanteil bei der Exekutive liegt mittlerweile bei einem Drittel.
Die Bereitschaft bei Gewalt gegen Frauen die Polizei zu rufen sei gestiegen, müsse aber weiter erhöht werden, verwies Karner auch auf die weiter hohe Zahl an getöteten Frauen im Vorjahr, 28 seien es gewesen.
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