Diskussion um Reduktion von Notarzt-Standorten in Niederösterreich

Elf Notarztstandorte in Niederösterreich sollen eingespart werden
11 Notarzt-Standorte sollen im Rahmen des "Gesundheitsplan 2040+" gestrichen werden. KURIER und ORF NÖ laden zur Diskussion in Ybbs/Donau ein.

Zusammenfassung

  • Im Rahmen des Gesundheitsplans 2040+ sollen in Niederösterreich 11 von 32 Notarzt-Standorten gestrichen werden.
  • Die Landesregierung verspricht eine gesicherte Versorgung durch speziell geschulte Notfallsanitäter und mehr Rettungswagen mit erweiterten Kompetenzen, stößt jedoch auf Widerstand in ländlichen Regionen.
  • Am Donnerstag findet in Ybbs/Donau eine öffentliche Diskussionsveranstaltung mit Experten und Vertretern des Rettungswesens statt. Die Sendung können Sie live und zum Nachschauen auf Kurier.at verfolgen. 

In Niederösterreich steht eine umfassende Reform der notärztlichen Versorgung bevor, die für viel Diskussion sorgt. Im Rahmen des Gesundheitsplans 2040+ soll das bestehende Netz an Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) deutlich gestrafft werden. Konkret ist vorgesehen, die Zahl der derzeit 32 Stützpunkte auf 21 zu reduzieren. 

Zu diesem Thema ist der ORF Niederösterreich heute mit dem Diskussionsformat „Ein Ort am Wort“ in Ybbs an der Donau zu Gast. Erstmals findet „Ein Ort am Wort“ in Niederösterreich in Zusammenarbeit mit dem KURIER statt. 

Die Diskussion wird ab 19.30 Uhr live auf Radio NÖ sowie als Livestream auf ORF ON ausgestrahlt. Der Livestream ist auch hier abrufbar: 

Betroffen sind unter anderem:

  • Aspang (Bezirk Neunkirchen)
  • Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf)
  • Groß Gerungs (Bezirk Zwettl)
  • Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha)
  • Klosterneuburg (Bezirk Tulln)
  • Pöggstall (Bezirk Melk)
  • Purkersdorf (Bezirk St. Pölten)
  • Raabs (Bezirk Waidhofen an der Thaya)
  • Retz (Bezirk Hollabrunn)
  • Waidhofen an der Ybbs
  • Ybbs (Bezirk Melk)

Erstversorgung ändert sich

Die Landesregierung argumentiert, dass die Versorgung dennoch gewährleistet bleibt. Einerseits sollen speziell geschulte Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter stärker in die Erstversorgung eingebunden werden. Die sogenannten RTW-C-Teams – Rettungswagen, die mit Notfallsanitätern mit erweiterten Kompetenzen besetzt sind – werden ausgebaut und ihre Zahl auf 86 erhöht. Diese Sanitäter dürfen Leistungen erbringen, die bislang Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren, etwa das Legen von Infusionen, die Gabe von Schmerzmitteln oder das Absichern lebenswichtiger Körperfunktionen. Andererseits setzt man auf eine stärkere Einbindung der Flugrettung: Die bestehenden Hubschrauberstützpunkte sollen ihre Kapazitäten ausweiten und so längere Anfahrtszeiten am Boden kompensieren.

Das Land Niederösterreich stellt für die Reform 70 Millionen Euro bereit, um unter anderem offene Forderungen für die Jahre 2022 bis 2025 abzudecken. Zudem sind Unterstützungen für betroffene Gemeinden vorgesehen, um den Übergang abzufedern. Die Pläne stoßen jedoch auf erheblichen Widerstand. Vor allem in ländlichen Regionen wird befürchtet, dass ohne Notarzteinsatzfahrzeug in der Nähe lebenswichtige Minuten verloren gehen könnten. Bürgermeister und medizinisches Personal kritisieren, dass die vorgesehenen Alternativen nicht in allen Situationen ausreichend seien. So sei beispielsweise die Anlage eines Venenzugangs durch Notfallsanitäter nicht in jedem Fall eine gleichwertige Lösung.

Die Sorgen sind groß

Besonders in ländlichen Gegenden sei die Sorge groß, dass ein lebensrettender Eingriff verzögert werde, wenn kein Notarzt mehr in unmittelbarer Nähe stationiert ist. Während Notfallsanitäter zwar in vielen Situationen effizient helfen können, gibt es medizinische Maßnahmen – etwa schwierige Venenzugänge oder komplexe Reanimationen –, die weiterhin die Anwesenheit eines Arztes erfordern. Auch die Frage, wie schnell ein Hubschrauber im Ernstfall verfügbar ist, wird kontrovers diskutiert.

Mit Werner Fetz diskutieren unter anderem Christian Fohringer, Geschäftsführer von Notruf NÖ, der ehemalige Notarzt Albert Reiter, Gesundheitswissenschafter Christoph Redelsteiner sowie der Arzt und Bezirksstellenleiter des Roten Kreuz Ybbs Tarik Farahat.

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