Gerichtsprozess um „alte Brösel“

Gerichtsprozess um „alte Brösel“
Bäckerei nach Pleite gerettet, Ex-Geschäftsführer steht wegen Betrugs vor Gericht

Nach stürmischen Zeiten und einer Insolvenz 2014 hat eine Wachauer Traditionsbäckerei wieder ruhigeres Fahrwasser erreicht. Doch eine bedrückende Altlast ist noch zu bewältigen: Eine Anklage gegen den 39-jährigen, früheren Geschäftsführer und die heutige Inhaberin, seine Ex-Frau. Sie stehen seit Montag in Krems vor Gericht. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem Betrug mit rund 400.000 Euro Schaden vor, ihre Rolle sieht die Anklagebehörde als Beitragstäterin.

Eigentlich wollte die Tochter der Bäckereidynastie – die stellt seit mehr als 110 Jahren das berühmte Wachauer Laberl her – das Unternehmen nie leiten. Beim Studium verliebte sie sich. Weil der Mann bereit war, mitzuhelfen, übernahm sie die Bäckerei gemeinsam mit ihm dann doch. Extra dafür absolvierte er die Ausbildung zum Bäckermeister und nahm ihren Familiennamen an. Die Frau blieb schließlich bei den beiden Kindern daheim, ließ ihn ab 2009 die Firma leiten. Die er 2014 in die Pleite führte.

Erst, als die private Partnerschaft in die Brüche ging und die Frau 2014 wieder das Ruder im Unternehmen in die Hand nahm, wurde ihr die dramatische Lage klar, sagte sie vor Gericht. In einer gewaltigen Kraftanstrengung schaffte sie es schließlich, die „alten Brösel“ wegzukehren und die insolvente Bäckerei, unterstützt von den derzeit 64 Mitarbeitern, am Leben zu halten.

Entlastung

Der Ex-Geschäftsführer entlastete gleich am ersten Prozesstag die heutige Firmenchefin. Er betonte, dass er seine damalige Ehefrau weder über die dramatische wirtschaftliche Lage des Unternehmens informiert, noch in wichtige Entscheidungen eingeweiht hatte.

Dem Ex-Geschäftsführer wirft die Staatsanwaltschaft vor, als Geschäftsführer noch Geld für private Ausgaben entnommen zu haben, als er schon wissen hätte müssen, dass das kein gutes Ende nimmt. „Da haben sie noch einen Urlaub um 11.000 Euro geplant?“, fragte ihn die Anklägerin beispielsweise. „Ich habe den Urlaub storniert und die Gutschrift auf die Firma gebucht“, rechtfertigt sich der Mann, der erklärt, dass die Einnahmen der Firma saisonal stark geschwankt hätten. Der Gewinn aus den guten Phasen hätte das Minus abdecken sollen. „Die Lage war schwierig, aber die Aussichten sehr gut“, sagt der Ex-Chef, der mehrere Filialen gründete, um das Gebäck besser verkaufen zu können. Die Experimente scheiterten allerdings.

Verdächtig wirkte auch die Aufsplitterung der Firma in drei Unternehmen, unter anderem eine Holding. „Das war die Idee der Steuerberater“, rechtfertigte sich der Angeklagte. Außerdem habe man eine Villa aus dem Privatbesitz in die Firma eingebracht, um nötige Kredite bedecken zu können.

Beide Angeklagten bekannten sich zu Prozessbeginn unschuldig. Ein Urteil wird erst bei einer Fortsetzung im März erwartet.

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