Gerasdorf: Teich-Anrainer fürchten um ihre Lebensqualität

Gerasdorf: Teich-Anrainer fürchten um ihre Lebensqualität
In der Nähe der Siedlung ist ein neuer Betrieb geplant. Lärm, Verkehr und Umwelteinflüsse werden befürchtet.

Für Romana Böhm ist der Schmatelkateich in Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) nicht nur ihr Zuhause, sondern ein Ort, mit dem sie seit ihrer Kindheit viele Erinnerungen verbindet. Dass nun in der Nähe der Siedlung, die sich rund um das Gewässer zieht, das niederländische Unternehmen CTP einen Standort plant, bereitet ihr Sorgen.

„Wir sind nicht dagegen, dass sich dort ein Betrieb ansiedelt und wissen ja, dass die Wiese hinter dem Teich als Gewerbegebiet gewidmet ist“, will Böhm klarstellen. Allerdings fühlen sie und die Anrainer rund um den Teich sich von der Gemeinde und auch von CTP getäuscht; beide hätten nicht mit offenen Karten gespielt, so die Kritik.

Gerasdorf: Teich-Anrainer fürchten um ihre Lebensqualität

Rund 70 Häuser säumen den Schmatelkateich

Dabei klaffen die Befürchtungen der Bewohner und die Darstellung der Gemeinde bzw. von CTP weit auseinander: Laut KURIER-Anfrage an das Unternehmen wird auf dem Standort eine Light Industrial-Immobilie errichtet, die Gewerbe- und Lagerflächen für Klein- und Mittelunternehmen bieten wird. Derzeit laufe das Genehmigungsverfahren. Dabei habe man – nach zwei Projektvorstellungen im Vorjahr – auch die Anregungen der Anrainer für einen Schutz des Siedlungsgebiets berücksichtigt. Nachhaltige Lösungen wie eine Fotovoltaik-Anlage oder ein Gründach seien noch in Diskussion.

Die Bewohner befürchten jedoch ein ganz anderes Szenario: Sie vermuten hinter dem Projekt eine „Last-Mile-Logistik“, quasi einen Umschlagplatz für Konzerne. Sprich: Es würde jede Menge Lärm und Verkehr entstehen, von Umwelteinflüssen ganz zu schweigen.

Gerasdorf: Teich-Anrainer fürchten um ihre Lebensqualität

Auf dieser Wiese soll der neue Betrieb entstehen. Diese ist als Gewerbegebeit gewidmet

Auch Wilhelm Grabmaier von der Firma Amira, die an den geplanten Standort angrenzt, ist das Vorhaben ein Dorn im Auge. Anhand der eingereichten CTP-Pläne hat er ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, und die angenommenen Zahlen liegen mit 3.500 zusätzlichen Fahrten pro Tag weit über den 900 Fahrten, die CTP angegeben hatte. Eine Belastung, für die weder der zubringende Hofstättenweg noch die vorgelagerte Ampel ausgelegt seien.

SPÖ-Bürgermeister Alexander Vojta kann die große Aufregung um das Projekt nicht mehr nachvollziehen. „Das ist fast schon unverschämt, mehr können wir für die Anrainer nicht tun“, ärgert er sich. Die Wiese, auf der sich CTP ansiedeln will, war ursprünglich als Industriegebiet gewidmet. Die Gemeinde hätte die Gründe in Gewerbegebiet verwandelt, „zum Schutz der Anrainer vor Industrieanlagen.“ Er selbst habe CTP gebeten, die Bewohner zu informieren, und sei von dem Unternehmen restlos überzeugt.

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