Schwarzer "Marathonmann" aus NÖ lässt auch die Bundes-ÖVP staunen
Bezirksobmann Andreas Hanger (r.) gratuliert Franz Eder zur siebenten Wiederwahl als Viehdorfer Parteiobmann der ÖVP.
Zusammenfassung
- Franz Eder wurde in Viehdorf (NÖ) nach 30 Jahren erneut mit 100 Prozent der Stimmen zum ÖVP-Obmann gewählt.
- Eder gilt als einer der dienstältesten Gemeindeparteiobmänner Niederösterreichs und organisiert die Partei bereits für den vierten Bürgermeister.
- Seine Prinzipien sind Kontinuität, Fairness und Gesprächsbereitschaft, was ihm in der Gemeinde breite Anerkennung verschafft.
Es ist ein Ort in Niederösterreich, wo die Träume so mancher ÖVP-Bundespolitiker noch Wirklichkeit sind.
Mit 100 Prozent der Stimmen wählten in der Kleingemeinde Viehdorf (Bezirk Amstetten) 78 ÖVP-Mitglieder Franz Eder zum Parteiobmann. Dass Eder, der auch Vizebürgermeister ist, nun in dieser Funktion nach 30 Jahren die siebente Amtsperiode startet, brachte auch den Amstettner Bezirksobmann und bundespolitisch medial sehr rührigen schwarzen Nationalratsabgeordneten Andreas Hanger zum Staunen.
"Mit über 30 Jahren ist Franz Eder einer der längstdienenden Gemeindeparteiobmänner in Niederösterreich, wenn nicht überhaupt alleine ganz vorne“, schwärmt Hanger von dem Mann an der Basis.
Vier Bürgermeister
Der 56-jährige Eder selbst schupft in der Gemeinde die Parteiorganisation für den mittlerweile vierten ÖVP-Bürgermeister.
Es war das Jahr 1995, als Österreich der EU betrat, der Mostviertler „Europa“-Außenminister Alois Mock (ÖVP) in seinem Amt von Wolfgang Schüssel abgelöst wurde und dieser Erhard Busek als Bundesparteichef und Vizekanzler beerbte. Bundeskanzler war für die SPÖ Franz Vranitzky.
In Viehdorf gewann im Frühjahr 1995 die ÖVP – wie damals eigentlich üblich – 13 von 17 Gemeinderatsmandate und trotzdem hing parteiintern der Haussegen massiv schieb. Zwischen ÖAAB und einem Bündnis aus Bauernbund und Wirtschaftsbund gab es Streit um einen Sitz im Gemeindevorstand. Der damalige Parteiobmann und spätere Bürgermeister Johann Redl trat deshalb zurück.
Jungpolitiker
Da schlug Eders Stunde. In der Not wurde der damalige 26-jährige Jungspund zum interimistischen Parteiobmann bestimmt. Damals wohl auch mit dem bündischen Verständnis, wie er in der ÖVP gang und gäbe war, die eigenen Interessen durchzusetzen.
Doch der „Patschi“, so wird der Versicherungskaufmann seit der Schulzeit gerufen, lernte schnell. Konsequenz, Genauigkeit, Diplomatie und vor allem Gesprächsbereitschaft nennt Eder als seine Prinzipien. Dass er keiner ist, der die Ideologie in den Fokus stellt und flammende Parteireden hält, wird ihm in der Gemeinde als Stärke angerechnet.
"Das will ich auch in meiner siebten Periode so beibehalten“, sagt er. Wieviele Wahlen und Wahlkämpfe er mittlerweile organisiert hat, kann Eder nicht sagen. Wichtig sei dabei Kontinuität, Fairness und Transparenz, sagt er.
ÖVP-Funktionäre mit altem und neuem Obmann Franz Eder und Bezirkschef Andreas Hanger.
"Er ist ein Vorbild für das Ehrenamt, für politisches Engagement mit Kontinuität und klarer Wertehaltung. Zur Wiederwahl gratuliere ich sehr herzlich“, sagte Hanger. Der den ÖVP-Marathonmann gleich als Überleitung zu seiner Parteitagsrede nutzte.
Bundespolitik auf Gemeindeebene
"Ich wollte das Thema Wohlstand thematisieren und zeigen, dass dafür jeder Einzelne gefordert etwas zu leisten ist und sich einbringen muss. Wenn das Gefühl aufkommt, ausgenützt zu werden, muss man reagieren“, berichtete Hanger. In seiner Rede sprach er auch bundespolitische Aspekte an.
In Viehdorf ist die politische Welt aus der Sicht der ÖVP im Land und Bund wohl noch immer ein Traum. Bei der letzten Gemeinderatswahl holte sie unter dem neuen Bürgermeister Markus Burgstaller 16 von 19 Mandaten.
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