Gemeinde in NÖ kämpfte um ihren Dorfladen, der „fast alles“ kann
Bürgermeister Burgstaller (li.) freut sich über das gelungene Projekt.
An die 600 Gemeinden in Österreich haben keinen Nahversorger mehr – die kleine Mostviertelgemeinde Viehdorf (Bezirk Amstetten) gehört seit Donnerstag nicht mehr dazu.
Mit einem Kraftakt, der auf Bürgerbeteiligung, Freiwilligkeit, kreativen Individualisten sowie der Unterstützung der Gemeindepolitik fußt, wurde der Dorfladen geschaffen.
Rasch hatte sich im vergangenen Sommer, nachdem das einzige vollwertige Geschäft im Ort zugesperrt hatte, das Übel gezeigt. Wirtshaus und Bankfiliale gibt es schon seit Jahren nicht mehr, mit dem Verlust des letzten Geschäfts zog, bis auf den Durchzugsverkehr, gespenstische Ruhe in Viehdorf ein.
"Rückhalt in der Bevölkerung"
„Es war klar, dass wir rasch einen neuen Nahversorger wollen. Das Projekt musste aber reifen. Dank engagierter Leute und dem Rückhalt in der Bevölkerung haben wir jetzt die Versorgung zurück und noch mehr soziales Service als vorher“, freut sich Bürgermeister Markus Burgstaller (ÖVP). Stolz spricht er von einem „Leuchtturm-Projekt“ in der 1.300-Einwohner-Gemeinde.
Was vom Namen her eher als niedlicher Tante-Emma-Laden klingt, hat aber weit mehr Substanz.
Wie viele Produkte er und sein vierköpfiges Team anzubieten haben, kann Dorfladen-Chef Oliver Zwiefelhofer gar nicht sagen. Mit dem REWE-Partner ADEG, der auf Regionalläden spezialisiert ist, könne man ein vollwertiges Sortiment bieten. „Zusätzlich haben wir regionale Produzenten mit Milch, Brot oder frischer Fleischerware mit im Boot“, sagt er.
Know-how
Zwiefelhofer, ist Getränkehändler in Amstetten, Obmann des Vereins, der den Dorfladen als Firma betreibt und auch Geschäftsführer des neuen Ladens. Der wurde an den Eröffnungstagen zur Freude aller bestens frequentiert.
Kaufmännisches Know-how und viele weitere Faktoren nennen Burgstaller und Zwiefelhofer als Faktoren für den erfolgreichen Start: So haben rund 500 Bürger auf Gutscheinbasis 45.000 Euro eingebracht, mit denen die Erstausstattung an Waren gekauft wurde.
Dorfladen sorgt für Leben im Ort.
Vier Frauen aus der Gemeinde sind als Verkäuferinnen ins Projekt eingestiegen und Freiwillige haben 600 Arbeitsstunden bei der Sanierung und beim Umbau des angemieteten Geschäftslokals geleistet.
Wichtig war, dass der Hauseigentümer ebenfalls in die baulichen Sanierungen investierte und die Gemeinde und das Land NÖ über den Ortskern-Fördertopf NAFES ebenfalls finanzielle Hilfe einbrachten, schildert Zwiefelhofer.
Soziale Ecke
Neben dem Bankomat im Außenbereich und der Lotto-Station wird der Dorfladen im Jänner zum Postpartner und auch eine Paketabholstation kommt. Besonders freut den Bürgermeister, dass im Laden auch ein gemütliches Kaffee- und Jauseneck eingerichtet ist: „In unseren Umfragen wünschten sich die Viehdorfer Nahversorgung und einen sozialen Treffpunkt im Ort an oberster Stelle, beides haben wir nun.“
Punkten will die Dorfladen-Crew auch mit langen Öffnungszeiten. Wochentags geht’s um 6.15 Uhr los, am Abend ist bis 19 Uhr offen. An Nachmittagen ist der Laden teilweise ohne Bedienung, aber „hybrid“ mit Zugangskontrolle über die Bankomatkarte nutzbar.
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