Gauner luchsten Seniorenpaar 12.000 Euro ab
Von einem deutschen Anrufe freundlich angesprochen tippte eine 86-jährige Amstettenerin sofort auf einen länger nicht gesehenen Verwandten. Doch am anderen Ende der Leitung war ein beinharter Betrüger, der die Seniorin und ihren 84-jährigen Mann binnen weniger Stunden in die Falle trieb.
Er sei in Bedrängnis, weil er für die Anzahlung einer Eigentumswohnung in Linz Geld brauche, ließ der vermeintlich bekannte Anrufer wissen. Mit 40.000 Euro, dazu Schmuck und Goldmünzen sollte ihm das Paar aus der Patsche helfen. Immer stärker wurde der Druck auf das betagte Pärchen. In der Zeit zwischen 10.30 Uhr und 13 Uhr schrillt mehr als 20-mal das Telefon. Dabei verriet die Seniorin, dass sie nur 12.000 € daheim habe. Auch damit gab sich der Bittsteller, der sofort einen Übergabetermin in der nächsten Stunde vereinbarte, zufrieden. Das Geld im Kuvert, marschierte die hilfsbereite Frau zum Übergabeort.
Bote
Dort wurde sie schon erwartet. Ein zwischen 35 und 45 Jahre alter, schlanker, Mann südländischen Typs begrüßte sie in hochdeutschem Akzent und verband sie per Handy zum stimmlich schon bekannten Anrufer. Der bat sie das Geld dem Boten zu übergeben, er werde später bei ihr zum Essen vorbei schauen. Der Bote steckt das Kuvert in die Brusttasche und machte sich zu Fuß Richtung Reitbauerstraße davon. Das Opfer ahnte sofort Schlimmes. Daheim wartete das Paar auf den Besuch des Verwandten, der nicht auftauchte. Bei der nun viel zu späten telefonischen Rückfrage beim wirklichen Verwandten, stellte sich heraus, dass der in München war und mit der Sache nichts zu tun hatte.
Mit der Anzeige des schweren Betrugs bei der Polizei schaltete sich das NÖ Landeskriminalamt ( 059133/ 30 3333)in den Fall ein. Hochprofessionell agierende Gauner seien da am Werk, heißt es dort. Meistens hat der Anrufer eine zweite Person im Spiel, die das Geschehen rund um das Haus der Opfer beobachtet. Telefonate, bei denen es um Hilfe mittels Geld geht, sollten sofort abgebrochen werden. Auch ein Kontrollanruf beim Verwandten unter der altbekannten Nummer kann rasch Aufklärung bringen.
Präventionstipps der Polizei
In einer eigenen Aussendung gibt die NÖ Landespolizeidirektion Tipps um gegen den Neffentrick gewappnet zu sein. Betagte, im Besonderen allein stehende Menschen sind die Hauptzielgruppe von Betrügern im häuslichen Bereich, die mit dem so genannten Neffen- bzw. Nichtentrick aufwarten. Die Vorgehensweise der Täter spielt sich immer auf ähnliche Art ab.
Ist das Opfer erst mal auserkoren, erhält es einen Telefonanruf. Der "Anrufer" meldet sich ohne Namensnennung und erkundigt sich nach dem Wohlbefinden des Betroffenen. Sehr einsame Menschen sind in der Regel über die nette, persönliche Ansprache überaus erfreut und gehen von vornherein davon aus, dass es sich beim Anrufer um einen Verwandten oder guten Bekannten handelt. Fragt der oder die Betroffene nach, wer am anderen Ende der Leitung sei, wird vorwurfsvoll die Gegenfrage gestellt, ob man ihn denn nicht erkenne. Die Opfer zählen dann Namen nahe stehender Personen auf, aus denen der Betrüger einen wählt und bestätigt, dass er das sei. Im weiteren Verlauf des Gespräches schildert der Täter beispielsweise eine finanzielle Notlage und bittet darum kurzfristig Geld ausleihen zu können. Erhält der Betrüger die Zusage, gibt er vor den vereinbarten Betrag wegen irgendwelcher Terminkollisionen nicht selbst abholen zu können und dass er deshalb einen Freund vorbeischicken werde. Die Geldübergabe findet größtenteils in der Wohnung des Opfers statt. Der angekündigte Freund nimmt das Geld in Empfang. Gelegentlich werden auch Quittungen durch die Täter ausgestellt. Es kommt nicht selten vor, dass bei derartigen Taten die Opfer ihre gesamten Lebensersparnisse verlieren.
Tipps:
• Brechen Sie Telefonate, bei denen von Ihnen Geldaushilfen gefordert wird sofort ab.
• Lassen Sie sich auf keine Diskussionen ein und machen Sie Ihrem Gegenüber entschieden klar, dass Sie auf keine der Forderungen/Angebote eingehen werden.
• Kontaktieren Sie den "vermeintlichen" Verwandten, indem Sie ihn unter jener Telefonnummer zurückrufen, die Sie sonst auch verwenden.
• Bestehen Sie auf ein persönliches Treffen und geben Sie sich nicht mit einer "Vertretung" zufrieden.
• Lassen Sie in Ihr Haus oder ihre Wohnung niemanden, den Sie nicht kennen.
• Verwenden Sie zur Kontaktaufnahme mit solchen Personen die Gegensprechanlage oder verwenden sie die Türsicherungskette/-bügel.
• Versuchen Sie, sich das Aussehen der Person für eine spätere Personsbeschreibung genau einzuprägen.
• Notieren Sie sich – sofern möglich – Autokennzeichen und Marke, Type sowie Farbe eines vermutlichen Täterfahrzeuges.
• Erstatten Sie umgehend Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle.
Für eine individuelle Beratung wenden Sie sich an das Landeskriminalamt Niederösterreich, Assistenzbereich Kriminalprävention, unter der Telefonnummer 059133-30-3750.
Kommentare