Trockenheit: Gartengießen mit Seewasser streng verboten

An die siebzehn Meter ist der Zillingdorfer See (Bruch I) tief. Damit das auch so bleibt, dürfen die Bewohner kein Wasser mehr entnehmen
Neufelder See, Bauernsee, Steinbrunner See, Zillingdorfer See: 30 Autominuten südlich der Bundeshauptstadt Wien offenbart sich im niederösterreichisch-burgenländischen Grenzgebiet ein nasses Kleinod und sommerliches Freizeit-Paradies.
Doch die Rekord-Trockenheit im heurigen Jahr macht auch vor der idyllischen Seenlandschaft im südlichen Wiener Becken nicht halt. Gewarnt von den dramatischen Auswirkungen des niedrigsten Grundwasserstandes seit Jahrzehnten, hat die Gemeinde Zillingdorf (Bezirk Wiener Neustadt) zu drastischen Mitteln gegriffen.
Per Schreiben wurde alle Grundstückspächter der beiden Badeseen (Bruch I und II) zum Wassersparen aufgefordert. Konkret wird ihnen untersagt, für ihre Gartenbewässerung direkt die Grundwasserseen anzuzapfen. 370 Pächter gibt es zurzeit, etwa 100 davon haben einen direkten Seezugang aus der erster Reihe. Nur die knapp 15 Privilegierten, die das Seegrundstück ihr Eigentum nennen dürfen, sind von dem Verbot ausgenommen – was die Debatte zusätzlich anheizt.
Bergwerk
Die Badeseen in und rund um Neufeld, Zillingdorf und Steinbrunn sind durch den Braunkohle-Abbau entstanden. In den 1930er-Jahren wurde der Tagebau eingestellt, die Gruben geflutet und später touristisch als Badeseen genutzt
Grundwasser
Der Pegel im südlichen Wiener Becken hat Anfang September ein Rekordtief erreicht. 256 Meter über Adria betrug der Grundwasserstand am 6. September in Wiener Neustadt (Messstelle Heizhaus). Das ist der tiefste jemals gemessene Wert. Im Jahr 2009 war der Wasserstand mehr als zwölf Meter höher und lag damals bei über 268 Meter über Adria
Mit dem Argument, dass sie nicht „kostbares und teures Trinkwasser dafür vergeuden wollen“, haben viele Bewohner mittels Pumpanlagen das Wasser für ihre Sprinkleranlagen, Hochbeete oder zum Autowaschen direkt aus den Seen entnommen. Damit muss nun Schluss sein, sagt Bürgermeister Harald Hahn.

Bescheid gilt seit 1999
Streng genommen besteht das Verbot durch einen Wasserrechtsbescheid des Landes Niederösterreich bereits seit 7. September 1999. „Gehalten hat sich aber niemand daran. Es wurde von der Gemeinde immer geduldet und kein Aufsehen darum gemacht“, schildert einer der betroffenen Pächter. Dies will man bei der Gemeinde Zillingdorf gar nicht dementieren. Allerdings hätten sich aktuell durch die massive Trockenheit im heurigen Jahr die Vorzeichen geändert, erklärt der Zillingdorfer Amtsleiter Christian Eiböck.
Man sei durch die dramatischen Bilder der beinahe ausgetrockneten Seen im Wiener Neustädter Raum oder die Lage am Neusiedler See alarmiert. „Unsere Seen verhalten sich, was den Wasserstand anbelangt, zum Glück etwas anders. Das Niveau schwankt nur sehr gering und wir haben gerade bei Höchstständen eine gute Möglichkeit der Regulierung“, sagt Eiböck. Mittels einer Druckleitung kann überschüssiges Wasser in ein Naturbiotop abgepumpt werden.
Derzeit sei aber „eher zu wenig, als zu viel Wasser“ das Problem in der Region. „Wie man jetzt sieht, ist es in unseren Breiten mittlerweile ein kostbares Gut und man muss vorsichtig damit umgehen. Es bedarf eines guten Managements“, sagt Eiböck.

Das Schreiben der Gemeinde an die Pächter
Gießkanne erlaubt
Es gäbe nicht nur Skeptiker, sondern auch viele positive Reaktionen auf das Pump-Verbot. Erst am Dienstag ist laut dem Amtsleiter das Schreiben einer Pächterin bei der Gemeinde eingelangt, die diese Maßnahme angesichts der Wasserknappheit für wichtig hält.
Wer nicht zart besaitet ist und die entsprechende Muskelkraft mitbringt, muss nicht unbedingt auf Seewasser für seine Rosen und Hortensien verzichten. Denn Wasserschöpfen mit einer Gießkanne ist auch in Zukunft ausdrücklich erlaubt.
Rund um die Seen spitzt sich hingegen die Wasserknappheit weiter zu. Viele Bewohner sitzen regelrecht auf dem Trockenen. In Zillingdorf und Umgebung ist der Grundwasserstand derzeit so niedrig, dass zahlreiche Hausbrunnen ausgetrocknet sind.
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