Führerschein weg: Syrer gab Bekanntem die Schuld und raubte ihn aus
Selbst zugeschlagen haben will der Angeklagte nicht, er war aber an einem Raub beteiligt.
Es ist ein höchst beunruhigender Einblick in den Alltag seines Bekanntenkreises, den ein 22-jähriger syrischer Staatsbürger am Mittwoch am Landesgericht Wiener Neustadt gibt. Schweren Raub wirft der Staatsanwalt dem wegen versuchter Körperverletzung vorbestraften Wiener vor, weil er mitgeholfen haben soll, einen Landsmann zu bedrohen, zu verletzen und Einrichtungsgegenstände aus dessen Wohnung zu entwenden.
Eigentlich habe er mit all dem nichts zu tun haben wollen, beteuert der 22-Jährige, ein Bekannter hätte ihn jedoch dazu gebracht. Denn: "Ich weiß, dass er gefährlich ist. Und seine Familie auch."
Angefangen habe alles mit einem Anruf des Mannes, den er seinen Cousin nennt. "Wir sind eigentlich nicht verwandt, aber wir nennen uns so", gibt er zur Verwunderung des Schöffensenates zu Protokoll. Cousin Ali habe ihn eingeladen, "ein bisschen mit dem Auto herumzufahren". Schon beim Einsteigen in den Wagen sei ihm jedoch aufgefallen, dass Ali und drei weitere Begleiter bereits "voll drauf waren auf Drogen."
Führerscheinabnahme und Bußgeld
Man sei dann gemeinsam zu einer Tankstelle gefahren, wo Alkohol gekauft und im Auto konsumiert worden sei. "Sie haben auch weiter Kokain genommen", erzählt der Syrer. Als Polizeibeamte auf das Fahrzeug aufmerksam wurden, kontrollierten sie die Runde. Ali habe versucht zu bestreiten, der Fahrer zu sein, erinnert sich der Angeklagte. Einer der anderen Begleiter habe ihn dann jedoch - von den Beamten separat befragt - identifiziert. "Sie haben ihm den Führerschein abgenommen und er musste Strafe zahlen."
Diese Summe habe Ali daraufhin von seinem Bekannten zurückgefordert, weil er sich verraten gefühlt habe. Der Mann sei bedroht und geschlagen worden, berichtet der 22-Jährige, dann zwar mit dem Versprechen, das Geld zu organisieren, verschwunden, allerdings nicht zurückgekehrt. Man sei daher zu dessen Wohnung gefahren.
Wohnung ausgeräumt
Dort kassierte der Verängstigte weitere Schläge, wurde außerdem mit einem Messer bedroht. Schließlich habe Ali entschieden, wertvolle Gegenstände wie Fernseher, Spielkonsole, Kleidung oder Möbel anstelle der 3.000 Euro in bar an sich zu nehmen. Der Wohnungsbesitzer sei dabei sogar noch gezwungen worden, sein eigenes TV-Gerät zum Wagen seines Peinigers zu tragen.
Er selbst habe sich an den Misshandlungen nicht beteiligt, behauptet der Syrer. "Ich war nur dabei, weil ich Angst vor Ali habe." Er habe dem Bedrohten geraten, "zu bezahlen, damit es nicht noch schlimmer wird".
Der Prozess wird auf 17. Dezember vertagt.
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