Friedensdenkmal entzweit Gföhl

Friedensdenkmal entzweit Gföhl
Ein internes Polit-Geplänkel vergrault möglicherweise eine investitionswillige buddhistische Stiftung. Jetzt laufen Rettungsversuche an.

Haben Kleingeist und Polit-Streiterei die Chance vertan, aus der kleinen Waldviertler Stadt Gföhl im Bezirk Krems ein überregional bekanntes religiöses Zentrum zu machen? Wie berichtet, zieht eine Wiener Stiftung ihren Plan zurück, in Gföhl das größte Buddhistische Friedensdenkmal Europas, einen sogenannten Stupa, zu errichten. Ob daran mangelnde Informationspolitik des Stadtchefs oder der Aufschrei der übergangenen Opposition schuld ist, war Donnerstag Abend Thema eines emotionsgeladenen Sondergemeinderats. Verloren scheint derzeit sowohl die Chance auf die Investition von angeblich einer Million Euro als auch auf etwa 30.000 Besucher jährlich, wie sie ein ähnliches Zentrum in Ungarn zählt.

Der Slogan von Gföhl "Kleine Stadt mit großem Herz" wirkt wohl glaubhaft. Sonst hätte sich die Lotos-Lindmayer-Privatstiftung nicht ausgerechnet eine der politisch zerstrittensten Gemeinden des Landes ausgesucht, um ihr Friedensdenkmal zu errichten. Vielleicht spürt sie aber auch, dass zumindest der Gemeinderat Frieden bitter nötig hätte.

Zur Vorgeschichte: Die Stiftung wandte sich an den VP-Stadtchef Karl Simlinger mit dem Ersuchen, bei der Grundstückssuche zu helfen. Der stellte den Kontakt zu einem Grundbesitzer her und war bei den Verhandlungen behilflich. Ein Anrainer bekam Wind davon, fragte beim Stadtchef nach, sah eine Lageskizze des großen Bauwerks und handelte: Er kaufte die zwei Hektar blitzartig, um sich Unruhe durch Religionstourismus im Nachbargarten zu ersparen.

Alarmierte Oppositionsmandatare von SPÖ und Bürgerliste "Wir für Gföhl" erzwangen eine Sondersitzung. Die mündete Donnerstag Abend in gegenseitige Schuldzuweisungen, die große Chance für Gföhl vergeigt zu haben. Im Zusammenhang mit der Bekanntgabe interner Details will Simlinger gar den Staatsanwalt einschalten. Jedenfalls bemühen sich nun sowohl Simlinger als auch SPÖ-Stadtrat Günter Steindl um Schadensbegrenzung: Simlinger will Stiftungschefin Elisabeth Lindmayer zu einer Informationsveranstaltung für Gemeindemandatare laden. Steindl hat telefonisch versucht, Bedenken der Buddhisten gegen Gföhl auszuräumen.

FP-Stadtrat Siegfried König verlangt indes eine Volksbefragung über das buddhistische Zentrum. Falls es dazu kommt, wird Widerstand nicht ausbleiben: "Wir brauchen das nicht, wir sind erzkatholisch", sagt eine Kirchgängerin. Immerhin hat die im Nachbarort angesiedel-te erzkatholische Lefebvre-Priesterschaft regen Zulauf auch aus Gföhl.

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