Frequency: Wetterstress, Retter im Stress

Frequency: Wetterstress, Retter im Stress
Vorsichtsmaßnahmen für mögliche Unwetter sind getroffen. Sanitäter arbeiten im Akkord, um den Festivalalltag zu bewältigen.

Achtung, Achtung. Es gibt eine Sturmwarnung. Bitte baut eure Partyzelte ab und nehmt die Planen herunter." Mit Megafonen gingen Securitys Freitagmittag durch die Camper-Massen am Frequency-Festival. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen absolut auf der sicheren Seite sein", erklärt Veranstalter Harry Jenner. Er stand ebenso wie Retter und Polizei im Dauerkontakt mit Wetterdiensten, denn Unwetter Richtung St. Pölten waren nicht auszuschließen.

Eine Tragödie wie in Belgien mit Bühneneinsturz und Todesopfern sei hier undenkbar, versichert Jenner. "Wir haben eine extrem unwetterfeste Hauptbühne aufgestellt. Kommt Sturm auf, werden die Planen hochgezogen. Bei Windstärke acht, also 74 km/h, brechen wir ab und evakuieren." 5000 Fans finden im Notfall im VAZ Unterschlupf, ebenso viele in den Hallen der Ex-Kaserne. "Wir sind für Extremfälle sensibilisiert."

Feldlazarett

Extrem ist auch der Festivalalltag der Rot- Kreuz-Mitarbeiter. Bis zum Freitagabend waren es mehr als 1500 Einsätze. Das Blut tropft schon durch einen provisorischen Verband. "Pickt's ma das zu und lasst's mich gehen", sagt ein junger Mann zur Sanitäterin. Donnerstagabend, Rot-Kreuz-Stützpunkt Nord, und der Patient hat nur ein Ziel: Möglichst schnell zurück in den Festival-Rummel. Das spielt es nicht. "Du kriegst eine Gratisfahrt mit dem Auto", erklärt die Sanitäterin. Seine Wunde muss genäht werden. Mit Blaulicht und Folgetonhorn geht's ab zum Hauptstützpunkt.

Drei Notärzte sind hier im Einsatz. Sie nähen am laufenden Band und verbinden die Wunden. Nicht nur das. Wespenstiche, junge Männer und Frauen, die zusammengebrochen sind, Nasenbluten, Verstauchungen und vieles andere ist zu behandeln. Ein Intensivraum wurde eingerichtet. So soll das Krankenhaus St. Pölten entlastet werden. Das gelingt.

Kommunikation

"Die Herausforderung ist hier, dass wir nicht aus dem Vollen schöpfen können, wie im Spital", sagt der Leitende Notarzt Christian Fohringer vom Roten Kreuz. Auf dem großen Monitor sind alle Versorgungen auf jedem der acht Stützpunkte zu sehen. "Die Kommunikation läuft über Pager, Funkgeräte und Handys", erklärt der Koordinator des Roten Kreuzes Gerhard Heilig. Eine Internetverbindung steht.

In Spitzenzeiten arbeiten 120 Sanitäter - ohne Bezahlung - beim Frequency. Alles wird höchst professionell abgewickelt. Viele der Verletzten werden für den nächsten Tag zur Kontrolle wieder bestellt - die meisten kommen. "Wir pfuschen da nicht", sagt Fohringer. Die Bässe sind am Hauptstützpunkt nur leise zu hören. Vor der Hauptbühne ist das anders. Ohrstöpsel liegen bereit. Verständigung geht nur schreiend. Der Abtransport der Patienten ist spektakulär. Sie werden über die Fanköpfe gehoben.

Eine Rot-Kreuz-Schicht dauert 12 Stunden. Wechsel ist um 20 Uhr. Es gibt nicht nur Anweisungen, wer was zu tun hat, sondern auch die schönen Dinge zu entscheiden: Leberkäs oder doch die Rahmfisolen?

Eine Geschmacksfrage: Für sein Kunstprojekt "naked hearts" formierte vorm Konzertstart der deutsche Aktionsfotograf Gerit Starczewski Nackte zu einem Herzen. Eindeutig unschön hingegen: Zwei weitere Ticketfälscher - ein Marokkaner und ein Deutscher - wurden gefasst. Auch Zeltschlitzer waren Donnerstagfrüh unterwegs, sie erbeuteten Geld und Kameras. Am Nachmittag verjagten Polizisten betrunkene Fans, die mit Dosen um sich warfen, von der Westautobahn.

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