Im Juni hat sich Herbert aus Oberösterreich einen Pinzgauer zugelegt. Früher war der Dreiachser im Dienst des Bundesheeres unterwegs, jetzt parkt das Fahrzeug an der Traisen in St. Pölten. Herbert sonnt sich am Dach, seine Freunde ziehen schon fleißig am Vormittagsbier, aus den Boxen wummert Musik.
"Es ist echt lässig hier. Ein sehr schöner Platz zum Chillen. Auch wenn hier alles ein bisserl kleiner ist als noch in den vergangenen Jahren", sagt der 28-Jährige. Der Caravan-Camping-Platz, der heuer von der Kopal-Kaserne an das Ostufer der Traisen verlegt wurde, kommt bei den Fans des Frequency-Festivals dennoch sehr gut an. Denn einige ziehen die Outdoor-Luxusvariante den Nächten im Zelt vor.
Nur ein paar knatternde Generatoren weiter haben es sich Felix und Victor aus Mödling gemütlich gemacht. Die Niederösterreicher sind mit einem schicken Campingbus angereist. Für Dusche und WC müssen sie deshalb nicht einen der aufgestellten Container aufsuchen. Ihr fahrbarer Untersatz bietet so viele Annehmlichkeiten, die jeden Hobby-Zelter vor Neid erblassen dürften. "Und in einem Campingbus sind auch die Wertgegenstände viel besser geschützt", betont Victor.
Was am Donnerstag, dem ersten "echten" Festival-Tag auffällt, ist, dass der Ansturm in den Vormittagsstunden auf den Greenpark weit moderater ausfällt, als noch in den vergangenen Jahren. Keine Warteschlangen im Eingangsbereich, auch auf den Parkplätzen verläuft die Anreise sehr entspannt. Ist etwa die größte Party des Landes geschrumpft?
Nachfrage bei Veranstalter-Sprecher Christoph Käfer. "Wir erwarten pro Tag um etwa 5000 bis 6000 Besucher weniger. Insgesamt sollen in den vier Tagen aber trotzdem rund 120.000 Fans zum Frequency kommen. Für uns ist das ein toller Erfolg. Vor allem wenn man die Situation am hart umkämpften Festivalmarkt kennt", sagt Käfer im KURIER-Gespräch.
Beim Roten Kreuz hat man auf die neue Situation schon reagiert. Statt der wie geplant 450 Retter, werden nun 30 weniger im Einsatz sein, berichtet Bezirkskommandant Wolfgang Brückler. Stressig war der Partystart für die Helfer jedenfalls nicht. 90 Mal wurden die Sanitäter gerufen, zum Glück handelte es sich in den meisten Fällen nur um kleinere Verletzungen.
Präsenz
Bei der Polizei betont man hingegen, dass die Einsatzstärke nicht reduziert werde. "Wir werden die kommenden Tage sehr präsent sein", verspricht Sprecher Johann Baumschlager. Bislang sei das Festival in "sehr geordneten Bahnen verlaufen", lobt Baumschlager den Veranstalter und auch die Zigtausenden Rock-Fans.
Die Besucher, die schon am Donnerstag anreisten, konnten jedenfalls einen sonnigen Tag genießen. Viele nahmen ein kühlendes Bad in der Traisen, oder rasteten sich noch einmal für die kommenden Tage aus. Denn insgesamt warten auf die Besucher bis Samstag noch 120 Acts (siehe auch S. 29) und lange Nächte im Zelt oder Bus.
Das Frequency-Festival, das heuer zum achten Mal im Greenpark am Gelände des VAZ St. Pölten stattfindet, ist für die Stadt aus mehreren Gründen ein Segen. Zum einen konnte dadurch das Image der Hauptstadt, die lange Zeit bei jungen Menschen als verschnarcht und fad galt, verbessert werden.
Zum anderen ist die Veranstaltung natürlich auch kein unwesentlicher finanzieller Faktor. Zum Zeitpunkt des Festes sind in und um St. Pölten alle Hotels so gut wie ausgebucht. Erhebungen haben zudem ergeben, dass jeder Festivalbesucher in drei Tagen im Schnitt 620 Euro ausgibt.
Nachdem das Frequency aber schon auf vier Tage ausgedehnt wurde, dürfte dieser Betrag noch deutlich höher sein. Daraus ergebe sich eine enorme Wertschöpfung für die Stadt, die Region und darüber hinaus, heißt es aus dem Rathaus.
Aber es gibt nicht nur Applaus für die größte Party des Landes. Manche Anrainer verlassen aufgrund des Lärms während der Festivalzeit sogar die Stadt, andere ärgern sich über den Müll, der von den Zigtausenden Besuchern hinterlassen wird.
Allerdings muss das Musikspektakel auch die strengen Auflagen der Stadt erfüllen. Nach spätestens zwei Wochen muss der Traisenstrand wieder von Unrat befreit sein.
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