Freiheit gegen Geld: Häftlinge vor Richter

Mehrjährige Haftstrafen für Drogenkuriere in Klagenfurt
Prozess: 58-Jähriger prahlte mit Verbindungen zum Bundespräsidenten.

Die beiden Herren wirken seriös: Gepflegtes Auftreten, gepflegte Kleidung, gekonnte Konversation. Man würde nicht vermuten, dass sie gerade aus der Justizanstalt Stein angereist sind. Doch die Männer sollen es faustdick hinter den Ohren haben. "Er hat seinen Mithäftlingen erzählt, dass er gegen Bezahlung dafür sorgen kann, dass sie früher aus der Haft entlassen werden", wirft Staatsanwalt Stefan Dunkl dem 56-jährigen Hauptangeklagten im Landesgericht Korneuburg vor. Der mutmaßliche Komplize – ein ehemaliger Wiener FPÖ-Bezirksrat, der bereits zum vierten Mal wegen Wiederbetätigung sitzt – soll das bestätigt haben.

Zwölf Häfnbrüdern aus den Justizanstalten Sonnberg und Stein soll dieses unmoralische Angebot unterbreitet worden sein. Man hätte ja gute Verbindungen in die Präsidentschaftskanzlei, kenne Minister und Staatsanwälte. Und einige Inhaftierte zahlten tatsächlich. Laut Staatsanwalt flossen 28.000 Euro. "Die Angehörigen haben das letzte Geld zusammengekratzt. In der Hoffnung, dass ihre Verwandten vorzeitig entlassen werden", sagt der Staatsanwalt. Die Geldübergaben waren filmreif. Der damals 12-jährige Sohn des Erstangeklagten holte das Geld mit dem Roller in einer U-Bahn-Station ab.

"Ich habe nie Geld verlangt", bestreitet der 56-Jährige. Er wurde übrigens wegen genau gleichlautender Vorwürfe schon einmal verurteilt. Er habe den Mithäftlingen nur Schriftstücke verfasst. "Zwischen zwei und zehn am Tag." "Dann sind Sie ja eigentlich ein Menschenfreund", meint Richter Rainer Klebermaß. "Warum sind dann so viele Leute böse auf Sie?" Angeklagter: "Weil sie mich für einen Wamser halten. (Verräter, der Justiwachebeamten Tipps gibt, Anm.)" Am Freitag wird weiterverhandelt.

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