In Kriegsgefangenschaft: Foltervorwürfe nach Übung der Milak
Neun Monate nach einer Gefechtsübung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt sind schwere Vorwürfe im Zuge der Offiziersausbildung gegen Ausbilder laut geworden. Über die Whistleblower-Seite der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ist kürzlich eine anonyme Sachverhaltsdarstellung eingelangt.
Darin ist unter anderem von Folter, Nötigung, menschenunwürdiger Behandlung und von Amtsmissbrauch die Rede. Wie Erich Habitzl von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bestätigt, wurde Anfang November ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ergebnisse stehen noch aus. Basierend auf der anonymen Anzeige wird gegen den Lehrgangsleiter eines Jahrganges auch wegen des Verdachts der Gefährdung der körperlichen Sicherheit, der Freiheitsentziehung sowie der gefährlichen Drohung ermittelt, sagt Habitzl.
Gegen zwei ebenfalls beschuldigte Vorgesetzte des Ausbilders wurden laut Staatsanwalt keine Verfahren eingeleitet.
Seit Jahren Praxis
Bei dem Jahrgang standen im vergangenen Februar im Zuge der Truppenoffiziersausbildung diverse Gefechtsübungen im Kalender. Inhalt einer Übung waren kriegerische Handlungen mit der Gefangennahme auszubildender Fähnriche. „Diese Ausbildung wird schon seit Jahren so durchgeführt. Nicht nur mit Fähnrichen, auch mit Heerespiloten beispielsweise wird so etwas trainiert“, erklärt Heeressprecher Michael Bauer. Man unterstütze die Staatsanwaltschaft im Zuge von Amtshilfe bei den Ermittlungen.
Da bei den Gefechtsübungen auch Inhalte der wesentlich härteren Jagdkommando-Ausbildung einfließen, gehe es „manchmal auch ein bisschen härter zu“, berichten Insider. So werde auch die Gefangennahme möglichst realitätsnahe geübt.
Personeller Streit
„Grundsätzlich bereitet man Soldaten mit solchen Szenarien auf einen Krieg vor. Da kann es schon einmal zur Sache gehen“, erklärt ein hochrangiger Offizier. Von „Folter, Erniedrigung und den anderen Vorwürfen“ nehme die Akademie aber ganz klar Abstand. Besonders kritisch sieht man, dass die Vorwürfe anonym und erst nach so langer Zeit erhoben wurden. Hinter den Kulissen tobe ein personeller Streit. Eine der involvierten Personen sei der nun beschuldigte Ausbilder, erklärt einer der Offiziere.
Nach Angaben von Bundesheersprecher Michael Bauer ist der Lehrgangsleiter weiterhin im Dienst. „Ermittlungen liegen ausschließlich bei der Staatsanwaltschaft“, mit der „eng zusammengearbeitet“ werde. Amtshilfe sei angefordert worden, dem werde auch nachgekommen.
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