„Im Dialogforum diskutiert die ARGE mit der Flugverkehrswirtschaft, den BürgermeisterInnen und den Ländern direkt an einem Tisch über alle Maßnahmen zur Belastungsminimierung für die betroffene Bevölkerung“, erklärt Juliana Ghasemipour, Geschäftsführerin des Dialogforums. Entscheidungen werden einvernehmlich getroffen, weshalb diese oft mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Die Initiativen wollen Maßnahmen sehen. Die ARGE brachte selbst einen Antrag in das Dialogforum ein und forderte ein Nachtflugverbot – dies ist bereits an mehreren Flughäfen üblich. „Eine Nachtflugpause von 22 bis 6 Uhr wäre die ideale lärmfreie Zeit“, erklärt Manfred Peter, Obmann der ARGE. Lärm mache krank. Kreislaufsystem und Herz könnten Schaden nehmen, insbesondere durch das wiederholte Aufwecken in der Nacht, betont der Obmann. Diese Folgen bestätigt auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ).
Ghasemipour hält fest, dass im geltenden Mediationsvertrag bereits heute eine strenge Nachtflugbeschränkung vereinbart wurde, die eine deutliche Reduktion der Nachtflüge sowie eine reduzierte Pistennutzung vorschreibt.
Was macht der Flughafen dagegen?
Die Gespräche zum Nachtflugverbot liegen derzeit auf Eis. Der Grund: die geplante dritte Piste. Eine Genehmigung zum Bau der dritten Piste, die parallel zur ersten gebaut werden soll, liegt bereits vor. „Offen ist noch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs bezüglich des Aufschubs der Umsetzungsfrist des Projekts“, erklärt Peter Kleemann, Pressesprecher der Flughafen Wien AG.
Während der Corona-Pandemie habe der Flughafen nämlich einen Aufschub der Umsetzungsfrist beantragt. Vom Bundesverwaltungsgericht wurde diese verkürzt. Nun liegt das Anliegen beim Verwaltungsgerichtshof. Eine Entscheidung bezüglich des Projekts soll im Laufe des Jahres 2026 getroffen werden. Erst nach dieser Entscheidung über die neue Piste können weitere Zeitrestriktionen verhandelt werden, da diese die Rahmenbedingungen vorgeben, erklärt die Geschäftsführerin des Dialogforums.
Mit dieser Begründung scheint sich der Obmann der ARGE bereits angefreundet zu haben. „Mit der dritten Piste würde eine deutliche Änderung der Betroffenen eintreten, die sich vermutlich auf die Verhandlungen auswirken würde“, erläutert Peter. Mit der dritten Piste würden die Pisten 16 und 34 nahezu stillgelegt werden. An diesen Strecken leben die meisten Betroffenen. Er ist sich sicher: Es werden neue Betroffene dazukommen, aber auch andere entlastet.
Förderung für Betroffene
In der Zwischenzeit soll ein Lärmschutzprogramm die Belastungssituation für die Betroffenen verbessern. Darüber wurde ebenfalls im Dialogforum abgestimmt. Im Zuge des Programms stellt die Flughafen Wien AG bis zu 24 Millionen Euro zur Verfügung. Innerhalb der nächsten acht Jahre soll dieses Geld genutzt werden, um Schallschutzmaßnahmen bei Anrainerinnen und Anrainern in den Gemeinden rund um den Airport einzubauen. Je nach Lärmbelastung und -zone sind damit Förderungen von bis zu 800 Euro pro Quadratmeter Fensterfläche möglich. Die Antragstellung ist bis spätestens 31. Dezember 2031 möglich. Der Antrag kann online gestellt werden. Alle Informationen sind unter www.laermschutzprogramm.at zu finden.
Wer ist betroffen?
Besonders betroffen von dem Fluglärm sind die Menschen, die unter oder in der Nähe von An- und Abflugrouten leben. Dabei sind drei Pisten bei diesen Diskussionen von besonderem Interesse, die sich über zwei Laufbahnen erstrecken: Piste 29, Piste 34 und Piste 16.
Piste 29 ist die Hauptabflugroute und betrifft Orte wie Schwechat, Zwölfaxing, Himberg, Velm, Liesing, Perchtoldsdorf und Mödling, erklärt Peter. Bei Landungen auf dieser Strecke sind die Ortschaften Bruck an der Leitha, Göttlesbrunn, Arbesthal sowie Bruckneudorf betroffen. Auch bei Nacht ist diese Piste in Betrieb. Wenn in der Nacht jedoch Süd- oder Ostwind weht, ist hauptsächlich Piste 16 bei Landungen in Verwendung. Diese betrifft vor allem die Gegend rund um Großenzersdorf. Bei Piste 34 handelt es sich um die Hauptlandepiste. Hier sind besonders Ortschaften wie Trautmannsdorf, Sarasdorf oder Margarethen am Moos von dem Fluglärm betroffen.
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