Finanzaffäre an HTL Mödling: Direktor legt alle Funktionen nieder

Finanzaffäre an HTL Mödling: Direktor legt alle Funktionen nieder
Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kripo, Förderverein ist pleite. Nach dem Chaos nahm nun auch der Schulleiter überraschend den Hut.

Nach dem Finanzskandal an der HTL Mödling hängt nicht nur die Zukunft des Schülerheims – und damit auch jene von 150 Mädchen und Burschen – am seidenen Faden. Auch personell schlägt die Affäre hohe Wellen.

Wie diese Woche bekannt geworden ist, hat nun der Direktor der HTL das Handtuch geschmissen. Nachdem die Schule im Zentrum von Ermittlungen des NÖ Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt steht, hat Schulleiter Hannes Sauerzopf vor wenigen Tagen all seine Funktionen an der Schule niedergelegt.

Verfahren anhängig

Die NÖ Bildungsdirektion bestätigt auf Anfrage einen Heute-Bericht über den nunmehrigen Rückzug des bisherigen Schulleiters. "Direktor Sauerzopf hat in der Vorwoche die Leitung der HTL Mödling zurückgelegt und es wurde umgehend vom Bundesministerium für Bildung ein kommissarischer Leiter bestellt, der die HTL nahtlos weiter führt", so Sprecherin Susanne Schiller. Zu den genauen Gründen des Rückzuges gab es zunächst keinerlei Angaben und Auskünfte. Bei dem bestellten kommissarischen Leiter handelt es sich um Wolfgang Kern, früherer HTL-Abteilungsleiter und zuletzt im Bildungsministerium.

Mit 3.500 Schülern zählt die HTL Mödling zu einer der größten Bildungseinrichtungen Europas. Mit dem CampusM betreibt der Verein zur Förderung der HTL Mödling ein "wichtiges Standbein der Bildungsschmiede“ – nämlich das Schülerheim samt Gastronomie. Wie der KURIER berichtete, ist dieser Verein im Jänner in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert. Laut Ermittlungen der Kripo sind bis zu einer halben Million Euro spurlos verschwunden.

Konkursverfahren

Über den Verein wurde deshalb am 22. Jänner am Landesgericht Wiener Neustadt das Konkursverfahren eröffnet. Ein leitender Mitarbeiter wurde suspendiert, ermittelt wird laut Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue. In dem Ermittlungsverfahren wird Sauerzopf derzeit als Zeuge geführt.

Wer wusste Bescheid?

Der Rücktritt des Direktors befeuert in der Causa nun weiter die Gerüchte. Insider bezweifeln, dass schulintern niemand etwas von dem fehlenden Geld und dem Finanzskandal mitbekommen hat. Für die Neos hat der Fall jedenfalls einen schalen Beigeschmack. Insider können sich nur schwer vorstellen, dass nur der Obmann des Vereins über die Schieflage Bescheid wusste.

Denn laut Vereinsregister vertritt zwar der Obmann den Verein nach außen. Allerdings brauche es für schriftliche Ausfertigungen auch die Unterschrift des Schriftführers, in Geldangelegenheiten jene des Obmanns und des Kassiers, sofern diese Geschäfte vom Vorstand nicht an den pädagogischen Leiter oder den Wirtschaftsleiter delegiert werden.

Neos-Mann Wiederkehr nun im Ministerium zuständig

Neos-Abgeordnete Martina Künsberg Sarre will deshalb in einer parlamentarischen Anfrage wissen, welche öffentlichen Gelder der Verein bekommen hat, wann die Schulleitung von den Unregelmäßigkeiten erfahren hat und wie sich die Insolvenz auf die Schule auswirkt. 

13 Detailfragen wurden an Ex-Minister Martin Polaschek (ÖVP) gerichtet. Nun sitzt mit Christoph Wiederkehr aber selbst ein Neos-Mann im Bildungsministerium. Er hat bis April Zeit, die Anfrage zu beantworten.

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