Doch, um zu sehen, was das Werk so besonders macht, braucht es eine Reise zurück an den Beginn der 1930er-Jahre. Damals gab es Dutzende Kinos alleine in Wien-Ottakring, erzählt Michael Loebenstein, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, im Gespräch mit dem KURIER. Die großen Hollywoodstreifen zu sehen sei damals auch für die Arbeiterklasse leistbar gewesen.
Franz Hohenberger gründete in dieser Zeit im Freundeskreis einen Amateurfilmclub. Deren Hauptwerk „Der grüne Kakadu“ wurde dann über Jahrzehnte ausschließlich im Familienkreis gezeigt. Erst über Katharina Hohenbergers Tante wurde Kontakt zum Filmmuseum hergestellt. Dort habe man Interesse daran gezeigt, das Werk zu restaurieren.
Ein Stück Filmgeschichte
Manfred Hohenberger, Katharinas Vater, habe den Film dann an das Filmmuseum übergeben. Dem Nachkommen des Filmemachers sei gar nicht bewusst gewesen, wie speziell der Film ist, so Loebenstein. „Wir waren absolut von den Socken. Da glaubt man, man kennt die Filmgeschichte gut und dann sieht man plötzlich einen Film aus dieser Zeit, den man heute tatsächlich einen Independentfilm nennen würde“, sagt Loebenstein. In den 20er- und 30er-Jahren habe es nur ganz wenige realistische Filme gegeben, das meiste sei im Studio entstanden.
Hier sei aber auf der Straße gedreht worden. Besonders beeindruckend sei die Szene mit einer Verfolgungsjagd auf Motorrädern. „Es sind Ansichten aus Wien aus den 30er-Jahren, die es sonst nirgends gibt. Mit Witz, Verve und Leidenschaft ist da eine Gruppe von Arbeitern, Arbeiterkindern und Handelsangestellten aus dem 16. Wiener Gemeindebezirk an das herangegangen“, sagt Loebenstein und gerät dabei direkt ins Schwärmen. „Das hat auch eine Unmittelbarkeit und ein Lokalkolorit, den es damals im österreichischen Kino nicht gegeben hat.“
Der einzige Amateurspielfilm dieser Zeit wurde daher vom Filmmuseum Wien restauriert und digitalisiert. „Bisher hat mein Vater live dazu Klavier gespielt, nun gibt es eine neue 66-minütige auskomponierte Fassung“, erzählt Katharina Hohenberger.
Musikalische Familie
Hohenberger erinnert sich gut an ihren Opa. Er habe ebenfalls Klavier gespielt, komponierte Wiener Lieder und war diplomierter Schauspieler. „Er hat den Beruf aber nie ausgeübt, weil man nicht gut damit verdienen konnte. Als Rauchfangkehrermeister war es einfacher durchzukommen.“ Aber er sei es immer gewesen, der die Leute für Projekte oder Feste zusammengetrommelt hat.
Irgendwann habe Katharina sich gedacht, weil ihr Vater Manfred auch schon über 80 Jahre alt ist, dass auch sie etwas weitergeben möchte. „Er hat zu dem Film als Sohn gespielt, ich jetzt als Enkelin und vielleicht bespielen das auch wieder unsere Kinder.“ Nachkommen gäbe es genug.
„Mein Großvater hat, glaube ich, schon überlegt, ob er den Film vertont“, sagt Hohenberger. Warum es dazu nie kam, kann sie nicht sagen. „Er selbst hat nie erfahren, welche Bedeutung der Film dann noch für Cineasten in Wien bekommen hat.“
Franz Hohenberger selbst ging aber dadurch als Hauptdarsteller und Regisseur sowie in der Rolle des romantischen Helden in jedem Fall in die Filmgeschichte des Landes ein.
Das Interesse an dem neuen Musikprojekt ist außerdem groß. Die Vorstellung heute ist ausverkauft. Am 7. April, 15.30, ist das nächste Konzert geplant. Auch im Juli wird der Film mit Musik in Litschau beim Schrammelklangfestival zu sehen sein.
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