Corona-Krise: Zäher Kampf der Wirte
Nur mühsam und immer wieder mit herben Rückschlägen konfrontiert, kämpfen Wirte und Beherbergungsbetriebe gegen die Corona-Krise an. Dabei sind die Sparten in der Gastronomie unterschiedlich belastet, wie drei Betroffene aus Niederösterreich aus der Praxis berichten.
Das Anfang Juli in Kraft getretene Hilfspaket, mit der Senkung der Umsatzsteuer auf fünf Prozent bei Speisen und Getränken, nennen die Gastronomen hilfreich. Es hätte aber noch andere Maßnahmen gegeben, etwa bei der Beschäftigung von Aushilfskräften, die sich vor allem Betriebsführer am Land wünschen.
70 Hochzeiten abgesagt
Eine davon ist Wirtin Melitta Ott. „In 40 Jahren als Wirtin habe ich so etwas noch nie erlebt“, sagt sie. In ihrem Traditionsbetrieb in Seitenstetten im Mostviertel mussten aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen 70 Hochzeiten zum Teil abgesagt oder auf den Herbst und das nächste Jahr verschoben werden. Doch erst vor wenigen Tagen erlebte Ott einen Öffnungstag, wie noch nie. „Da vergingen zwei Stunden, ohne dass überhaupt ein Gast bei uns war. Am Abend betrug der Umsatz knapp 400 Euro“, schildert die Chefin von 21 Mitarbeitern, die derzeit in Kurzarbeit beschäftigt sind.
Als Wirtevertreterin des Bezirks Amstetten befürchtet sie, dass etliche Betriebe die Krise nicht überleben werden. Erste Insolvenzen gebe es bereits. „Andere werden als Folge der Krise gleich gar nicht mehr aufsperren“, befürchtet sie.
Für ÖVP-Nationalrat Andreas Hanger, der die Wirtehilfspakete in der Koalition mitverhandelt hat, gilt die Gastro-Branche als das am schwersten betroffene Wirtschaftssegment. Er und Ott bedauern, dass die geplante steuerliche Erleichterung bei der Beschäftigung für Aushilfskräfte nicht gekommen ist. Wirte, die während der Woche am Gästemangel leiden, hätten am Wochenende oder bei größeren Veranstaltungen leichter zu Hilfspersonal kommen sollen. „Doch der Koalitionspartner lehnte das ab, um keine angeblich prekären Arbeitsverhältnisse zu fördern“, erzählt Hanger.
„Weitere Sperre fatal“
Über einen regelrechten Riss mitten durch das tägliche Geschäft, berichtet der Chef des Amstettener Hotel Exel, Rudolf Decker. Die Nächtigungen über den Städte- und Wirtschaftstourismus würden derzeit bei zehn Prozent des Vorjahres liegen. Gut besucht, vor allem von treuen Stammgästen, sei das Restaurant des Hauses. Decker: „Wir bemühen uns und hoffen, dass niemand aus dem Personal mit Corona infiziert wird. Eine nochmalige Sperre wäre fatal“.
Rückenwind und gute Auslastung durch heimische Gäste und Ausflügler verspürt Andreas Plappert, der das Restaurant im Schloss der Stadt Waidhofen an der Ybbs betreibt. „Der neue Ybbstalradweg stellt sich als wahrer Segen heraus. Auch Wanderer oder Pilger kehren bei uns ein“, sagt Plappert. Schlimm stehe es dagegen um die Nachtgastronomie in der Stadt und allgemein, berichtet er. Spürbar sei, dass in der Stadt der Geschäftstourismus weggebrochen ist.
Die Angst vor einer „zweiten Welle“ sei in der Gastronomie groß, versichert auch Andreas Plappert. Diese lässt auch Melitta Ott zittern. Für ihren Betrieb nahe dem Stift Seitenstetten zeichnet sich nun der September als der neue Hochzeitsmonat ab. „Hoffen wir, dass alles gut geht. So wie es war, wird es nicht mehr werden“, sagt sie.
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