Facebook-Gemeinschaft stellt sich Wahl und mischt in Stadtpolitik mit

Gehören zum Gründerkreis der Plattform "Muss das sein - liebes Amstetten": Jürgen Wahl (l.), Mario Gander
Mit provokanten Themen laden Aktivisten Bürger im Internet zu Diskussionen ein.

Die Internetplattform facebook ist drauf und dran in der Amstettener Stadtpolitik eine reale Rolle zu spielen.

Aus einer Stammtischrunde heraus vor einem Dreivierteljahr als Gemeinschaftsseite gegründet, haben 2357 Interessierte für "Muss das sein - liebes Amstetten" den "Gefällt mir"-Daumen angeklickt. Massenreaktionen auf provokante Kritiken und zahlreiche, auch oft fragwürdige Kommentaren, haben bei den Betreibern die Lust nach mehr geweckt. Das Antreten als Partei bei den Gemeinderatswahlen 2015 ist fixes Ziel. Aber längst sind fb-Seiten, wie "Muss das sein liebes Wien", "...liebes Österreich" oder andere "liebe" Städte von den Amstettenern reserviert.

"Man muss höllisch aufpassen, dass das Ganze nicht entgleitet oder in ein bestimmtes Eck gedrängt wird", gesteht Jürgen Wahl. Als einer von sechs Gründern der Plattform hat er sich als Sprachrohr geoutet. Welche Dynamik ein Shitstorm auf facebook entwickeln kann, haben Wahl und Co. erlebt, als sie die laszive Fassade einer neuen Strip-Bar kritisierten. "In der ersten Stunde hatten wir 920 Likes, am Schluss, bevor wir das Thema wegen massiver Drohungen abgedrehten, gab’s 40.000 Kommentare und eine Reichweite von 198.000 Lesern", erzählt Wahl. Als zuletzt "südländische Amstettener" auf Spielplätzen mit Kakerlaken verglichen wurden, blies den emsigen Facebookern erneut heftiger Wind entgegen. Die Bundes-Grünen drohten mit einer Anzeige. "Den Ausdruck bedauern wir, der ist passiert. Mit rechten Gruppen wollen wir nichts zu tun haben. Wir sind ein Sprachrohr der Bürger und zeigen Missstände auf", versichert Wahl.

Kandidatur

Weil es Aufforderungen aus der Politik gab, die Seite zu sperren, wurde das Gegenteil, nämlich die Gemeinderatskandidatur, beschlossen. Wahl: "Wir werden nicht als Personen, sondern als Facebook-Gruppe agieren. Ich glaube wir können als Kleine eine wichtige Rolle spielen."

Das will SPÖ-Bürgermeisterin Ursula Puchebner nicht kommentieren. Sehr wohl reagiert hat sie auf die jüngste fb-Kritik, in der die "Errichtung eines Problembüros" gefordert wird. Sie postete eine ausführliche Liste über die Bürgerservice-Stellen der Stadt. Puchebner: "Die gibt es ewig und drei Jahre. Dort wird hervorragende Arbeit geleistet." Zur fb-Seite selbst meint sie, "Schade, dass nur Negatives kommt. Wir werden sachlich damit umgehen."

Kommentare