Exhumierungen nach rätselhaften Todesfällen

Exhumierungen nach rätselhaften Todesfällen
Ein Krimi wie im Fall Blauensteiner: Zwei gesunde Männer verfielen rapide und starben, nachdem eine Frau bei ihnen eingezogen war.

Die Staatsanwaltschaft Krems hat dem Wiener Gerichtsmediziner Wolfgang Denk den Auftrag erteilt, zwei mysteriöse Todesfälle auf toxikologische Auffälligkeiten hin zu untersuchen. Er soll herausfinden, ob zwei Männer vergiftet worden sind. Demnächst stehen zwei Exhumierungen bevor.

Die beiden Herren hatten vor ihrem Ableben – ohne ihr Wissen – eine gemeinsame Bekannte. Oder Lebensgefährtin. Oder Pflegerin. Frau W., eine 51-jährige Polin, bezeichnet sich einmal so und einmal anders.

 

Verfall

Exhumierungen nach rätselhaften Todesfällen

Der Wiener Herbert Ableidinger war 68 Jahre alt und bei bester Gesundheit. Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau lernte er Ende 2009 über eine Kontaktanzeige Frau W. kennen. Sie zog rasch bei ihm ein, und er überschrieb ihr seine Eigentumswohnung in der Breitenfurter Straße. Einem Freund gegenüber prahlte Ableidinger, dass er guten Sex mit der neuen Frau habe. Bald darauf setzte sein körperlicher Verfall ein, und Frau W. organisierte bereits sein Begräbnis. Ableidinger wurde mehrmals ins Spital eingeliefert (Magenprobleme), zuletzt am 14. Oktober 2010.

Frau W. behauptete später, sie habe sich 24 Stunden am Tag aufopfernd um Ableidinger gekümmert. Sein Zustand aber sagte etwas anderes aus. Die Ärzte attestierten Verwahrlosung und Borkenbildung im Mund, an Hand- und Fußflächen schuppte sich die Haut ab, der Mann war ausgetrocknet und mit 33 Grad Körpertemperatur unterkühlt. Am Tag nach seiner Einlieferung war Ableidinger tot. Sein Auto, ein Mercedes, war verschwunden, sein Bankkonto abgeräumt und sein Kleingarten samt Mobilheim im Burgenland verkauft.

Noch vor dem Tod Ableidingers lernte Frau W. wieder über eine Kontaktanzeige Alois F. kennen. Der Mann aus Stratzdorf in Niederösterreich war 61 Jahre alt und ebenfalls bei bester Gesundheit. Sie zog bei ihm ein, er verfiel zusehends und starb vier Monate nach Ableidinger. Frau W. erbte alles. Inzwischen wohnt sie beim ehemaligen Bettnachbarn von Alois F., den sie im Spital kennengelernt hatte. Angeblich geht es ihm gut.

Es ist unheimlich, wie diese Schicksale dem Kriminalfall Elfriede Blauensteiner gleichen. Die dreifache Giftmörderin hatte in den 1990er-Jahren zwei Lebensgefährten und eine Nachbarin um die Ecke gebracht und jeweils geerbt. Karin Ojukwu, Ableidingers Tochter, hat die Ermittlungen gegen die mysteriöse Frau W. ins Rollen gebracht. Der Wiener Rechtsanwalt Ernst Brunner hilft ihr dabei. Sie trat in der ORF -Sendung „Ein Fall für Resetarits“ auf. Zum KURIER sagt die 39-jährige Krankenpflegerin: „Das gibt es doch nicht, dass diese Frau damit durchkommt. Es schaut ja so aus, als ob sie das öfter macht.“

Karin Ojukwu hatte kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater. Jahrelang war Funkstille, im Sommer 2009 schrieb er ihr zwei Briefe: Es gehe ihm gut, er habe sich ein Vermögen erspart (einem Freund gegenüber sprach er von 600.000 Euro) und wolle seinen Nachkommen einmal etwas hinterlassen. Ojukwu wollte davon nichts wissen. Sie antwortete ihm, wenn er Hilfe brauche, werde sie da sein. Zwei Tage vor Weihnachten bekam sie Post von einem Notar, dass ihr Vater gestorben sei. Es sei schwierig gewesen, sie zu finden. Frau W. habe angegeben, Ableidinger habe keine Verwandten, dabei gibt es auch noch Brüder, Neffen, Nichten.

Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Krems hat inzwischen herausgefunden, dass von Ableidingers Konto vor seinem Tod hohe Summen abgehoben wurden. „Mir geht es nicht ums Geld“, sagt Karin Ojukwu: „Aber so hätte mein Vater nicht zugrunde gehen müssen.“

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