Das erste Quartal 2022/2023 brachte für den börsennotierten niederösterreichischen Energieversorger EVN gute Nachrichten. Mit 149,4 Millionen Euro lag das Konzernergebnis um 83,2 Prozent über dem Vergleichszeitraum. Zu berücksichtigen ist dabei aber, dass ein Drittel davon auf Bewertungseffekte zurückzuführen ist.
Unterm Strich lässt sich aber sagen, dass es dem Unternehmen, das mehr als 7.000 Menschen beschäftigt, gut geht.
Eigentlich müsste das Land mit der Entwicklung zufrieden sein, weil es über die NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer der EVN ist.
Doch in der Politik rumort es. Grund dafür ist die Strompreisgestaltung des Konzerns.
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Wie hoch die Preise im Einkauf für die EVN sind
Wieviel die Kunden der EVN dafür bezahlen
Welche Parteien den Energieversorger unter die Lupe nehmen
„An der Strombörse kann die Kilowattstunden derzeit für zehn Cent eingekauft werden. Angeboten wird sie von der EVN aber für 50 beziehungsweise knapp 40 Cent inklusive Steuer“, berichtet Helmut Hofer-Gruber, stellvertretender Landesparteivorsitzender der Neos.
Ein weiteres Problem, so Hofer, sei die „intransparente Preisbildung, in Sachen Stromherkunft spricht er sogar von einer „Konsumententäuschung“.
„Derzeit erhalten die Kunden oft Strom in dem Glauben, er sei zu 100 Prozent aus heimischer erneuerbarer Energie hergestellt. In Wahrheit mischt sich Graustrom darunter – der stammt meist aus Atom- und Kohlekraftwerken.“
Indra Collini, Chefin der Neos, nimmt deshalb die schwarz-blaue Regierung in die Pflicht. „Sie muss sich bei der EVN dafür einsetzen, dass die Menschen marktgerechte Strompreise bezahlen“, so Collini. Die Pinken haben nun eine Petition gegen den „Strompreiswahnsinn“ gestartet.
Politik ist alarmiert
Tatsächlich ist aber auch in der Volkspartei und bei den Freiheitlichen die Unzufriedenheit über die aktuellen Preise groß. „Alle Parteien in NÖ haben ein gemeinsames Anliegen: Günstigere Energiekosten für unsere Landsleute. Ich erwarte mir, dass die EVN sinkende Marktpreise auch rasch an ihre Kunden weitergibt“, sagt ÖVP-Klubobmann Jochen Danninger zum KURIER.
Die FPÖ, die bereits im Landtagswahlkampf massiv gegen den Energieversorger gewettert hatte, wird die Causa auch zum Thema bei ihrer Klubklausur machen. „Wir haben die EVN nicht vergessen. Wir haben auch die hohen Preise nicht vergessen“, so ein Sprecher.
Ob sich für den Konsumenten aber tatsächlich etwas ändern wird, ist fraglich. Im Unternehmen wird darauf verwiesen, dass das Land die Dividende für den Strompreisrabatt verwendet habe. „Das war ein sinnvoller Weg“, sagt ein Mitarbeiter. Zudem müsse man sich an das Wettbewerbsgesetz halten, heißt es.
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