72 Prozent der Niederösterreicher sind EU-Befürworter

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Mehrheit hält Beitritt zur Europäischen Union weiterhin für richtigen Schritt. / Mehr Schutz vor Hochwasser. / Michael Häupl feierte auf der Donau.

von Wolfgang Lehner

Das Europa-Forum Wachau in Göttweig wurde heuer während der Staatstrauer ohne Politiker-Auftritte abgehalten. Das hatte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner als Schirmherrin dieser Veranstaltung nach dem Amoklauf in Graz veranlasst. Politische Auftritte gab es nur am Freitag, dem Abschlusstag.

Da kamen unter anderen Kanzler Christian Stocker sowie die Regierungschefs Rossen Jeliazkov (Bulgarien) und Dorin Recean (Moldau). Das Europa-Forum wurde 1995 anlässlich des Beitritts Österreichs zur EU ins Leben gerufen, um europäische Themen und Visionen in den Mittelpunkt zu stellen.

Bei der Volksabstimmung im Juni 1994 hatten 66,6 Prozent der Österreicher für den EU-Beitritt gestimmt. In NÖ waren es sogar 67,9 Prozent. Bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage gab es neuerlich eine deutliche Zustimmung der Niederösterreicher zur EU: 72 Prozent halten es nach wie vor für die richtige Entscheidung, 21 Prozent für die falsche, 7 Prozent machten keine Angaben.

++ HANDOUT ++ EUROPA FORUM WACHAU 2025: SCHELJASKOW/STOCKER/MIKL-LEITNER/RECEAN

In Göttweig: Mikl-Leitner und Stocker mit den beiden Regierungschefs Jeliazkov (Bulgarien) und Recean (Moldau). 

Auch die unter 30-Jährigen liegen im Trend. In dieser Altersgruppe votierten 71 Prozent für die richtige Entscheidung, 19 Prozent dagegen. Die Frage, hat der EU-Beitritt Vor- oder Nachteile gebracht, beantworteten 56 Prozent mit Ja, die unter 30-Jährigen sogar mit 66 Prozent.

Angst vor Hochwasser

Die Hochwasserschäden vom September vergangenen Jahres sind zum Großteil beseitigt, die Angst sitzt aber weiterhin tief. Einige Familien konnten aufgrund der Sanierungen noch immer nicht in ihr Haus zurückkehren. „Noch so ein Hochwasser und wir ziehen weg“, sagen Betroffene im Tullnerfeld. „Beim letzten Hochwasseralarm entlang der Perschling habe ich kein Auge zugemacht“, schildert Michelhausens Bürgermeister Bernhard Heinl seinen Gemütszustand angesichts der letzten schweren Regenfälle vor wenigen Wochen.

Das Tullnerfeld war eines der am stärksten überfluteten Gebiete im September, neben den Bezirken St. Pölten, Melk, Krems, Korneuburg und Mistelbach. Das Land NÖ hat landesweit bisher in 21.500 Schadensfällen rund 356 Millionen Euro ausbezahlt. Das sei schnell und unbürokratisch erfolgt, bestätigen betroffene Bürgermeister. Heinl hat die Menschen in seiner Gemeinde per Aussendung genau über die bereits erfolgten und zukünftigen Schritte informiert. Die Sofortmaßnahmen hätten sich bewährt, die Dämme entlang der Perschling haben beim zuletzt erfolgten Hochwasseralarm gehalten.

Hochwasserschutz

Jetzt sei man dabei, die Hausaufgaben zu machen: Kanalsysteme durchspülen und Auffangbecken ausräumen. Mit der Umsetzung von weiteren wasser- und naturschutzrechtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen soll laut Rudolf Friewald, dem Obmann des regionalen Wasserverbandes, im Sommer 2026 begonnen werden. Derzeit seien geotechnische Untersuchungen und Vermessungen im Laufen.

Die Mittel von 11 Millionen Euro stehen bereits zur Verfügung. „Die notwendigen Konzepte mit den Bürgermeistern sind umgehend erarbeitet worden“, bestätigt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Neben dem Ausbau des Hochwasserschutzes im Perschling-Unterlauf müssen jedoch auch flussaufwärts unterhalb von St. Pölten Maßnahmen gesetzt werden. Ein Knackpunkt sind gezielte Überflutungsflächen, um eine Katastrophe wie im Herbst zu verhindern. Friewald zeigt sich jedenfalls vor den Verhandlungen mit den Landwirten „optimistisch“: „Ich hoffe angesichts der Katastrophe auf Verständnis.“

Feier für Michael Häupl

„Es war ein wunderschöner Tag.“ So bedankte sich Wiens Altbürgermeister Michael Häupl bei Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Altlandeshauptmann Erwin Pröll für die Einladung zu einer Zillenfahrt auf der Donau durch die Wachau. Es war die Einlösung des Geburtstagsgeschenkes anlässlich des 75. Geburtstages von Häupl im Herbst vergangenen Jahres.

Gemeinsam mit seiner Frau Barbara genoss er als bekennender Wachau-Fan das herrliche Wetter, Backhenderl und Grünen Veltliner. „Ich habe in Krems Fußball gespielt und nebenbei die Schule besucht“, holen Häupl immer wieder die Erinnerungen an seine Jugend als Kapitän der Schulmannschaft und die Verbundenheit zur Wachau ein.

Gemeinsames Buchprojekt

In den letzten Jahrzehnten war die Achse Niederösterreich/Wien politisch und menschlich stets eine tragfähige. Vor Kurzem noch hatten Pernkopf und Häupl gemeinsam ein Buch zum Thema Forschung präsentiert. Pernkopf als zuständiger Landespolitiker, Häupl als Präsident des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds. „Ich schätze nicht nur seine wissenschaftliche Expertise, sondern vor allem seine Menschlichkeit“, so Pernkopf.

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Michael Häupl mit seiner Frau Barbara. 

Die Achse Pröll/Häupl war in der politischen Ära ein tatsächliches Markenzeichen in der Ostregion und sie ist noch heute eines. Trotz aller ideologischen Gegensätze. „Wir wurden nicht als Freunde geboren, wir sind Freunde geworden“, freut sich Pröll auf die regelmäßigen Wachau-Treffen mit dem „Michl“.

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