Schutz der Feuchtgebiete soll Schrems den Titel „Wetland City“ bringen

46-216113299
Schrems möchte erste "Wetland City" im deutschsprachigen Raum werden. Eine Prestigefrage und gleichzeitig die Bekenntnis zum Schutz eines lebenswichtigen Ökosystems.

Zusammenfassung

  • Die Ramsar-Konvention schützt seit den 70er-Jahren Feuchtgebiete weltweit und verleiht Städten den Titel 'Wetland City'.
  • Schrems strebt den Titel 'Wetland City' an, um international anerkannt zu werden und den Austausch zu fördern.
  • Das Schremser Moor könnte durch Regenerationsmaßnahmen wieder ein funktionierenden, natürlichen Lebensraum werden.

Auf die Gefahr hin, dass es im ersten Moment etwas befremdlich klingen mag: Der Mensch ist maßgeblich auf Feuchtgebiete angewiesen. Warum, weiß Gert Michael Steiner. „Das Leben insgesamt hat eine hohe Affinität zu Wasser“, so der Biologe. „Und Feuchtgebiete sind zu einem Gutteil dafür verantwortlich, dass wir genug davon haben.“

74 "Wetland-Citys"

Um die lebensnotwendigen Ökosysteme weltweit zu schützen und nachhaltig zu nutzen, wurde bereits in den 1970er-Jahren die Ramsar-Konvention – benannt nach der iranischen Gründungsstadt – ins Leben gerufen. Es handelt sich  um eine der ältesten Naturschutzorganisationen, die unter anderem für die Ernennung der „Wetland Citys“ verantwortlich ist. An 74 Städten in 27 Ländern wurde der Titel bereits vergeben, Schrems möchte sich ihnen anschließen.

Die Akkreditierung werde im Rahmen der Weltklimakonferenz für sechs Jahre vergeben, erklärt Sebastian Bohrn Mena. Als Gründer der Stiftung Común begleitet er den Schremser Bewerbungsprozess. Eine wesentliche Voraussetzung für den Titel habe der Ort bereits erfüllt:  Die Gründung eines lokalen Komitees. Das 25-köpfige  Gremium soll sicher stellen,  dass die gesamte Gemeinde – von den Privatpersonen bis zur Wirtschaft – in den Prozess eingebunden ist. Die Auszeichnung bringe einerseits Prestige, andererseits fördere sie den internationalen Austausch.

Gute Voraussetzungen

Laut Gert Michael Steiner gibt es keine genauen Handlungsanweisungen, um „Wetland City“ zu werden. Die Auszeichnung lebe vorwiegend vom „Willen der Stadt und der Menschen, die in ihr wohnen“. In Bezug auf Schrems ist der Biologe positiv gestimmt: „Die Voraussetzungen wurden als sehr, sehr gut eingeschätzt.“

46-216113432

Biologe Gert Michael Steiner setzt sich seit 40 Jahren für den Erhalt von Mooren ein.

Die Stadt würde sich mit dem Titel dazu verpflichten, neben ihren Flüssen und Teichen auch ihre Moore zu schützen. Die feuchten Böden sind unter anderem Ursprung vieler Bäche und speichern große Mengen Kohlenstoff, wie Steiner erklärt. Die Menschen vor Ort profitieren ebenfalls. „Überall, wo es Feuchtgebiete gibt, gibt es dementsprechende Verdunstung und das hilft uns, uns abzukühlen“, so der Professor. 

Trotz ihrer ökologischen Bedeutung sind heute nur noch zehn  Prozent der ursprünglichen Moorflächen in Österreich erhalten, wie etwa der WWF berichtet.  „Wir haben unsere Landschaften ausgetrocknet, für die Landwirtschaft“, erklärt Steiner. Denn Gräser, wie Weizen, und Gemüse, wie Kartoffeln, würden in zu feuchten Böden nicht gedeihen.  

Hoffnung fürs Moor

Wenn es um die Schremser Moore geht, gibt es jedoch Grund für Optimismus. Da der Torf in dem entsprechenden Gebiet zwar per Hand, aber nicht industriell abgebaut wurde und der Standort über eine hervorragende Wasserqualität verfüge, könne sich die Landschaft laut Steiner regenerieren. Es sei allerdings viel Zeit und menschliches Handeln notwendig, um das Schremser Moor erneut zu einem funktionierenden, natürlichen Lebensraum werden zu lassen. 

Kommentare