Ein Grundwehrdiener flüchtete in Todesangst ins Freie, zwei verschanzten sich in einem Nebenraum. Für sie ist der 54-jährige Unteroffizier ein Held, der ihnen womöglich das Leben rettete.
Der Vizeleutnant und OvT (Offizier vom Tag) ging dazwischen, als am Dreikönigstag in der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt der 20-jährige Wachsoldat Konstantin D. die Kameraden aus heiterem Himmel mit seinem Sturmgewehr bedroht haben soll. Der Rekrut soll den einschreitenden OvT mit seinem Gewehrlauf niedergeschlagen und das STG 77 auf ihn angehalten haben, worauf der 54-Jährige am Boden liegend seine Dienst-Glock zog und feuerte. Ein Lungendurchschuss tötete den 20-jährigen Rekruten.
Scharf abgerichtet
Für den Vizeleutnant aus dem Burgenland war es nicht die erste lebensgefährliche Situation. Der Berufssoldat des Jagdkommando war auch 2019 der diensthabende OvT, als zwei scharf abgerichtete Militärhunde einen 31-jährigen Elitesoldaten in der Kaserne anfielen und töteten.
Der Unteroffizier ist normal für den Nachschub an Ausrüstung zuständig. Er verfügt aber auch über die nötige Ausbildung, um OvT-Dienste zu übernehmen. Einen solchen hatte er bereits in der Nacht auf den 14. November 2019, als bei einem Kontrollrundgang um ein Uhr nachts zwei belgische Malinois auf den Burgenländer zustürmten. „Ich stellte mich den Hunden, indem ich sie frontal anschaute, anschrie und gleichzeitig meine Arme vor dem Körper überkreuzte um kein Angriffsziel zu bieten“, sagte der Unteroffizier später bei der Einvernahme aus.
Er konnte sich vor den Hunden selbst noch in jenes Wachlokal retten, das vor wenigen Tagen zum Tatort wurde. Was die Tiere in jener Nacht in ihrem Blutrausch angestellt hatten, wirkt beim Jagdkommando bis heute nach. Die Malinois hatten den 31-jährigen Diensthundeführer totgebissen und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Obwohl Gutachter später feststellten, dass niemand im Umfeld Schuld an der Tragödie trägt, hatte der OvT lange mit den Erlebnissen zu kämpfen. Wie Insider berichten, hat es gedauert, bis er wieder Dienste übernahm.
Aktuell wird der Vizeleutnant medizinisch und psychologisch betreut. Er hatte bei dem Angriff eine klaffende Platzwunde am Kopf und Blutergüsse im Gesicht und am Körper durch Fußtritte erlitten. „Die Verletzungen mussten im Spital genäht und geklammert werden. Er wurde wirklich übel zugerichtet“, sagt Heeressprecher Michael Bauer. Derzeit ist der Soldat nicht dienstfähig.
Gutachten beauftragt
Warum an jenem Morgen die Situation im Wachlokal derart aus dem Ruder lief, ist für Familie und Freunde des getöteten Rekruten völlig unerklärlich. Das Blut des Toten wird nun von einem Gutachter auf Tabletten, Alkohol und Drogen untersucht. Anzeichen, dass Konstantin etwas genommen hätte, gab es zuvor nicht im Geringsten, heißt es aus dem Umfeld des 20-Jährigen. Auch das Blut des 54-jährigen Unteroffiziers und Schützen wird untersucht. Das Ergebnis der toxikologischen Befunde wird in etwa drei Wochen erwartet.
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